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Weihnachtskrimi Kurzgeschichte Weihnachten Weihnacht Advent
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Fröhliche Weihnachten

© Diana Stöckert

Nichts konnte Kerstin davon abhalten, an diesem Tag endlich die Weihnachtsvorbereitungen zu treffen, die Wohnung zu dekorieren und Geschenke einzukaufen. Denn heute war endlich der erste freie Tag seit Wochen. Gegen neun Uhr tappte sie in T-Shirt und Socken aus dem Bett in die Küche, um Kaffee aufzusetzen und die Brötchen in den Backofen zu schieben. Draußen tanzten dicke Schneeflocken am Fenster vorbei und sie fröstelte. Schnell zog sie sich Jeans, Pullover und Ihre kuschelige Lieblingsweste über. Nach einem ausgiebigen Frühstück nahm sie sich Zettel und Stift und versuchte eine Liste der heutigen Aktivitäten zu erstellen. Also zuerst Geschenke kaufen für Mama, Papa, ihren Bruder Frank und Ihren besten Kumpel Stefan. Geschenke für Mama sind leicht, ein Buch von Gaby Hauptmann oder Amelie Fried und einen duftenden Badezusatz für samtweiche Haut. Für Frank ein neues Spiel für die Playstation. Mit Stefan hatte sie besprochen, jeweils nicht mehr als fünf Euro für das Geschenk des anderen auszugeben, darüber würde Kerstin sich später Gedanken machen. Bleibt nur noch Papa übrig. Für ihn ist es immer am schwierigsten ein Geschenk zu finden, da er leider keine Hobbys hat wie Modelleisenbahn oder irgendetwas sammelt sondern leidenschaftlicher Informatiker ist. Sicher würde ihr eine Idee kommen, wenn sie erstmal im Kaufhaus ist. So die Theorie.

Schließlich schnappte sie sich Mantel, Mütze, Schal und Handschuhe und trat auf die Straße. Leider war der schöne Schnee mittlerweile in Schneematsch übergegangen. An der S-Bahnhaltestelle stand eine Mutter mit zwei kleinen quengelnden Kindern, die sicher das gleiche Vorhaben heute hatten. Die S-Bahn kam natürlich zu spät wie immer, wenigstens darauf konnte man sich verlassen. Die Bahn war ziemlich leer und Kerstin setzt sich auf einen Platz am Fenster. Ab Hauptbahnhof fuhr die Bahn unterirdisch weiter. Plötzlich wurde sie immer langsamer und blieb schließlich ganz stehen. Was zunächst nicht ungewöhnlich war, da es oft Rückstaus gab. Fünf Minuten standen sie nun so da, mitten im Tunnel, ohne dass sich der Zugführer dazu herabließ eine Durchsage zu machen, was los war und wann es weiterginge. Plötzlich ging das Licht aus und es war stockfinster. Die Menschen ringsum wurden unruhig und begannen wild durcheinander zu sprechen, ein Kind weinte. Kerstin beschwor sich, ruhig zu bleiben und hielt ihre Handtasche fest, man konnte ja nie wissen, ob sich jemand die Situation zunutze machen würde. Da hörte man den gellenden Schrei einer Frau. Kerstin stellten sich die Nackenhaare auf. Plötzlich flackerte das Licht und ging wieder an. Kerstin sah sich um und erschrak, auf dem Boden drei Meter weiter lag eine Frau und bewegte sich nicht. Um ihren Kopf bildete sich eine Blutlache. Die umstehenden Leute waren wie versteinert. Die Mutter hielt ihren Kindern die Augen zu. Schließlich kam jemand auf die Idee, den Notrufknopf zu drücken um mit dem Lokführer zu sprechen und ihm das Geschehene mitzuteilen. An der nächsten Haltestelle hielt die S-Bahn an und der Lokführer machte die Durchsage, dass diese Bahn bis zum Eintreffen der Polizei vorerst nicht weiterfahren würde. Nach endlosen fünf Minuten, in denen die Türen verriegelt blieben, kamen vier Polizeibeamte und zwei Sicherheitsleute der Bahn. Die Türen wurden geöffnet, von jedem Passagier wurden vorm Aussteigen die Personalien aufgenommen. Schließlich trafen noch zwei Rettungssanitäter ein. Die allerdings nur noch den Tod der Frau feststellen konnten.

Kerstin schaute sich die anderen Passagiere genau an, ob irgendeiner irgendwie verdächtig aussah. Da war zunächst die Mutter mit den zwei kleinen quengelnden Kindern, die konnte es wohl kaum gewesen sein. Ein altes Rentnerehepaar, die hatten schon Mühe sich selbst überhaupt auf den Beinen zu halten. Dann gab es noch drei Junge Frauen so etwa in Kerstins Alter, ein junges Liebespaar, das sowieso kaum mitbekam, was um sie herum passierte, und vier Männer, zwei davon unter 30 und die andern beiden wohl um die 50 Jahre. Also der eine von beiden letzteren sah schon irgendwie verdächtig aus, dachte Kerstin. Langer schwarzer Mantel, grauer 3-Tage-Bart, eine Narbe über der linken Augenbraue. Er war nicht besonders groß und trug in der linken Hand eine Plastiktüte, offenbar hatte er es auch sehr eilig. Sie beschloss ihm zu folgen. Unauffällig natürlich. Der Mann fuhr zuerst mit der Rolltreppe nach oben, wobei er nicht stehen blieb sondern an den anderen Passanten links vorbei nach oben lief. Dabei drehte er sich noch einmal kurz um und blickte zur S-Bahn. Oben angekommen befindet man sich im Untergeschoss unter der Innenstadt. Dort sitzen an kalten Tagen immer die Obdachlosen und Alkoholiker, um sich aufzuwärmen. Ein Mann spricht Kerstin an, ob sie nicht die aktuelle Ausgabe der BISS kaufen möchte. Aber Kerstin hat jetzt dafür keine Zeit und schüttelt nur den Kopf. Zehn Meter vor Ihr läuft immer noch der Verdächtige. Plötzlich bleibt dieser bei einem Obdachlosen, der in der Ecke kauert, stehen und gibt ihm seine Plastiktüte. Nach einem kurzen Wortwechsel läuft er weiter. Aha denkt Kerstin, guter Plan einfach die Tatwaffe samt Tüte verschwinden zu lassen. Aber so nicht. Schnell zieht sie einen Zehn-Euro-Schein aus ihrer Tasche, drückt ihn dem Penner in die Hand und nimmt dafür die Tüte mit. Der alte Mann schaut Kerstin verwirrt an, dann die zehn Euro, zuckt mit den Schultern und steckt diese ein. Plötzlich geht der potentielle Mörder auf eine weitere Rolltreppe zu, die nach draußen führt. Kerstin sputet sich und eilt hinterher. Oben angekommen befindet sie sich mitten auf dem Weihnachtsmarkt im dichten Gedränge. Der Mann ist nicht dumm, denkt Kerstin, einfach die möglichen Verfolger im dichten Gedränge abschütteln. Da steigt ihr der himmlische Duft von gebrannten Mandeln in die Nase. Schnell versucht sie, diesen abzuschütteln, jetzt ist keine Zeit für so was, Kerstin hat eine Mission. Sie sieht wie der Mörder am Glühweinstand stehenbleibt und sich einen Glühwein bestellt. Soso denkt Kerstin, brauchst wohl erstmal einen Glühwein auf den Schreck, was? Schnell stellt sie sich auf die andere Seite des gleichen Standes und bestellt einen Kinderpunsch, sie muss einen klaren Kopf bewahren. Plötzlich sieht der Täter zu ihr herüber. Kerstin ist starr vor Schreck, schaut er wirklich sie an? Sie blickt hinter sich, doch da ist niemand. Schon kommt er auf sie zu. Kerstin zittern die Knie. "Hallo. Sie waren doch eben auch in der S-Bahn", spricht der Mann sie mit einem freundlichen Lächeln an. "Ich? Äh ja, Sie auch?, äh hab Sie gar nicht gesehen", erwidert Kerstin nervös. Er blickt auf die Tüte in ihrer Hand, oh mein Gott, er erkennt sie wieder. So ein Quatsch versucht sie sich zu beruhigen, diese Tüten gibt es überall zu tausenden. "Na, schon Weihnachtsgeschenke gekauft?", fragt er mit einem Kopfnicken auf die Tüte? "Äh ja, so ein paar", antwortet Kerstin unruhig. "Ja für zehn Euro bekommt man heutzutage nicht mehr allzu viel", sagt der Mann mit einem wissenden Lächeln. Kerstin glaubt gleich in Ohnmacht zu fallen. Sie muss hier weg. Schnell murmelt sie ein "äh ich muss dann auch weiter", lässt ihren Kinderpunsch noch fast voll stehen und stolpert davon. Fast fällt sie dabei über den Hund einer dicken Dame im Pelzmantel. Nach 20 Metern dreht sie sich noch mal um, der Mann steht immer noch am Glühweinstand und wärmt sich die Hände an seiner Tasse. Kerstin läuft zum nächsten Taxistand und lässt sich nach Hause fahren. Soll die Polizei sich doch um ihn kümmern, Kerstin hat die Nase voll. Auf Einkaufen hat sie heute auch keine Lust mehr. Zu Hause nimmt sie erstmal ein heißes Bad und ruft dann Stefan an, ob er nicht zum Kaffee vorbeikommen will. Er will und Kerstin erzählt Ihm die ganze Story. Bei Plätzchen und Kaffee kann sie sich wieder etwas entspannen und die beiden verbringen einen lustigen Nachmittag. Am nächsten Morgen wird sie durch das klingeln des Telefons wach. Es ist Stefan: "Hast du heute morgen schon die Zeitung gelesen?" Kerstin erwidert erbost, dass sie bis vor einer halben Minute noch geschlafen hat. "Dann tu das mal", antwortet Stefan mit einem Lachen und legt auf. Kerstin geht verwundert zum Briefkasten und holt die Zeitung. Auf der Titelseite ließt sie: "Soziologieprojekt an der Hochschule München zum Thema menschliches Verhalten in Extremsituationen. Fünf Studenten inszenieren Mord in der S-Bahn" Darunter ist ein Foto zu sehen, auf der die vermeintlich tote Dame mit blutigem Hinterkopf in die Kamera lacht. Kerstin glaubt Ihren Augen nicht zu trauen. Plötzlich fällt Ihr die Tüte ein, die sie dem vermeintlichen Mörder abgenommen hat. Die steht noch ungeöffnet in Ihrer Wohnung. Sie öffnet die Tüte und findet darin eine Packung Nürnberger Lebkuchen, eine große Tafel Schokolade und ein Flasche Wein. Daneben eine Karte, auf der steht: "Fröhliche Weihnachten wünscht das evangelische Hilfswerk".

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Eingereicht am 11. Dezember 2007
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