Weihnachtsgeschichten - Adventsgeschichten
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Weihnachtsgeschichten Band 3

Weihnachtsgeschichten
Band 3
Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 978-3-939937-07-4

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Pollys Wunschzettel und die Weihnachtselfe

© Marion Rörig

Schnee, so weiß wie der Leckerste Puderzucker, langsam und glitzernd fiel er auf die schneebedeckte

Winterlandschaft. Alle Sterne am Himmel schienen wie auf Hochglanz poliert zu sein, als die kleine Polly auf Zehenspitzen stehend, aus ihrem zugefrorenen Fenster in die dunkle Nacht schaute. Es war die Nacht vor dem Tag an dem sie ihren Wunschzettel schrieb. Sie schrieb ihn wie jedes Jahr in der Nacht vor Nikolaus. Sie glaubte daran, dass der Nikolaus nur ihren Stiefel gefüllt, wenn er einen Wunschzettel bekommt, auf denen die ganzen Wünsche für den Heiligabend geschrieben sind.

Polly konnte nicht einschlafen. Sie machte sich viele Gedanken, wie sie ihre ganzen Wünsche auf dieses kleine Blatt Papier schreiben sollte. Sie brummelte leise vor sich hin:" hmmm, das Blatt mag ja für die Mathestunde gut sein, aber doch nicht für meine ganzen Wünsche. Der reicht nie im Leben auch wenn ich so klein schreibe, dass man es kaum lesen kann." Sie nahm ihr kleines Schmusekissen und kletterte vorsichtig auf die Fensterbank und beobachtete wie verzaubert die leuchtenden Sterne. Dabei spielte sie mit ihren rechten Fingern verträumt in ihren dunklen Locken rum. Ihre Omi nannte sie wegen ihren langen Lockenkopf immer liebevoll "mein Wuschelchen". Plötzlich hatte sie die Idee, wie sie dem Nikolaus alle Wünsche, die sie sich über das ganze Jahr schon in ihrem Tagebuch gesammelt hatte, aufschreiben könne. Sie hüpfte von der Fensterbank auf ihr Bett, drehte, tanzte und sang dabei ihr Lieblingslied:

"Morgen Polly wird's was geben ... einmal werden wir noch wach ... heißa, dann ist Nikolaus und Pollytag". Sie schlüpfte in ihre warmen Hausschuhe, die natürlich zu Weihnachten passten. Es waren Schuhe, die aussahen wie das Rentier Rudolf. Die roten Nasen, die vorn auf den beiden Spitzen der Hausschuhe festgenäht waren, wackelten hin und her, als Polly in den Keller schlich, um eine Tapetenrolle zu holen. "Das ist es! Ich schreib einfach meine Wünsche auf einer dieser großen Rollen!" flüsterte sie vor sich hin. Leise schlich sie sich an ihrer Mutter vorbei, die mit einer Decke eingekuschelt auf dem Sofa lag und sich noch einen Film anschaute. Sie durfte von Pollys nächtlicher Aktion nichts mitbekommen.

Die kleine Polly hatte Angst, als sie die knarrende Kellertür öffnete und die dunkle Kellertreppe sah. Kalte Winterluft kam ihr entgegen, als sie auf der oberste Stufe noch stehen blieb, um an den Lichtschalter zu kommen. Sie hatte von ihren Großeltern immer den Rat bekommen, sie solle singen oder pfeifen, wenn sie Angst hat und so pfiff und summte sie ganz leise wieder ihr Lieblingslied. Es hörte sich etwas schief an, da man spürte, dass Polly doch am Zögern war und überlegte, ob sie nicht doch lieber in ihr warmes, sicheres Bettchen gehen solle. Doch sie dachte an ihren ganzen Wünschen, nach denen sie sich doch sehr sehnte. Sie knipste den Lichtschalter an ... pfiff ihr Lied und murmelte leise ihre Wunschliste mit ängstlicher Stimmer vor sich her:" mhmmm, summsumm, heißa morgen ist Pollytag. Ich wünsche mir meinen eigenen Computer, ein eigenes Telefon in meinem Zimmer, damit ich stundenlang mit meinen Freundinnen telefonieren kann, ein Pony und so vieles mehr, heißa morgen ist Nikolaus und Pollytag."

Die kleine Polly hatte so viele Wünsche, dass man alleine mit ihren Geschenken ein neues Spielwarengeschäft einrichten könnte. Sie tapste vorsichtig und langsam jede einzelne Stufe in den Keller hinunter. Die Stufen schienen kalt und rutschig zu sein, deswegen hielt Polly sich an dem alten Treppengeländer mit ihrer rechten Hand so fest wie es nur ging. Unter ihrem linken Arm hatte sie noch ihr Schmusekissen, welches sie ganz eng an sich drückte. Der einzige Gedanke, der ihr den Mut gab weiter in die Kälte zu gehen, war der Gedanke und die Vorfreude, dass endlich ihre ganzen Wünsche dies Jahr in Erfüllung gehen würden.

Auf der letzten Stufe blieb sie stehen. Es kam ein merkwürdiger Geruch aus dem Kellergewölbe: Es roch nach Staub und alten Sachen, die jahrelang nicht benutzt und gewaschen wurden. Pollys Blicke waren etwas zögernd und gingen langsam von rechts nach links. Für einen kurzen Moment hielt sie den Atem an, als sie eine schwarze Spinne sah, die wohl genauso verängstigt wie Polly schien, da sie schnell in einer der Ecken des Kellers krabbelte. Polly atmete tief durch und ihre Augen suchten die Tapetenrolle. Sie sah ihr altes Schaukelpferd, welches sie zum 3.Geburtstag bekommen hat. Sie war am überlegen, ob sie mal eben kurz prüft ob Pauli, so nannte sie ihr Schaukelpferd, noch einsatzfähig ist. Schließlich war Polly mittlerweile schon fast 7 Jahre alt. Sie drückte ihr Kissen an sich und flüsterte liebevoll zu Pauli:" Pauli, schön Dich zu sehen, doch ich hab leider keine Zeit. Ich muss meinen Wunschzettel fertig schreiben. Hab Dich aber immer noch lieb." Ihre Blicke streiften ein Regal. Dosen, Pinsel, Werkzeug und vielerlei Dinge stopften das Regal sichtbar zu. Pollys Augen leuchteten und ihr Mund fing zu lächeln an, als sie ganz unten im Regal eine Tapetenrolle entdeckte. "Das ist er, mein Wunschzettel!" sagte sie und ging langsam aber zielstrebig auf die leicht verstaubte Rolle zu. Ihre rechte Hand streichelte im vorbeigehen Paulis Mähne. Sie zwinkerte ihrem Schaukelpferd zu, schaute ihn noch einen kurzen Moment an und sagte mit leiser Stimme:" mein Schaukelpferd, Pauli alles wird gut und ich komm Dich im Sommer, wenn es wieder wärmer und länger hell ist, ganz gewiss besuchen."

Sie kniete sich vor dem alten Regal nieder und ihre Blicke suchten die schwarze Spinne, die sie zuvor gesehen hatte. Doch die hat wohl selber Angst bekommen und sich in irgendeiner der Kellerwände in Sicherheit gebracht. Polly trennte sich nur ungern für einen kurzen Moment von ihrem Schmusekissen, da sie beide Hände brauchte, um die Tapete aus dem Regal hervorzuziehen. Die Tapete war mit einer durchsichtigen Folie geschützt, die fühlte sich feucht und dreckig an. Polly ekelte sich, nahm aber weiter ihren Mut zusammen, klemmte die Rolle siegessicher unter ihren rechten Arm, nahm ihr Schmusekissen wieder in die linke Hand und ging mit schnellen Schritten wieder auf die Treppe zu. Sie war viel schneller oben, als sie unten war. Auf den letzten Stufen wieder angekommen, streckte sie sich wieder hinauf zu dem Lichtschalter, knipste ihn aus und schloss die knarrende Kellertür hinter sich zu. Polly atmete tief durch, schloss ihr Augen und sagte mit betonter Stimme:

"So, das wäre geschafft Nikolaus. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass Du soviel Kraft hast, um meinen Wunschzettel zu tragen!"

In ihrem Zimmer holte sie erst einmal einen ihren alten Mallappen hervor "Puh, die Rolle richt ja, als ob der ganze Keller noch an ihr dran hängt" murmelte Polly vor sich her und wischte die Folie mit ihrem Lappen sauber. Dann entfernte Polly sie ganz vorsichtig von der Tapete, denn schließlich durfte ihrem Wunschzettel nichts passieren. Sie streichelte die Rolle und flüsterte ihr zu:" Bald wirst Du mit meinen Wünschen und Bildern schön geschmückt sein".

Polly rollte ihre neuen Wunschzettel unter ihr Bett, sprang mit einem Satz schnell unter ihre Bettdecke, als sie hörte, dass das Telefon klingelte und ihre Mutter dran ging. Polly lag ganz still in ihrem Bett und lauschte dem Gespräch von ihrer Mutti. "Ich weiß, ich würde doch unserem Wuschelchen auch gern das schönste Weihnachten bieten und ihr alles ermöglichen, doch ihr wisst doch, dass ich das leider nicht kann" sagte die Mutter. Polly wusste, dass ihre Mutti mit den Großeltern telefonierte, die im gleichen Haus nur eine Etage über ihnen wohnten. Langsam zog Polly ihre Bettdecke über ihren Kopf, nur noch ein paar von ihren dunklen Locken schauten heraus. Sie wurde immer traurig, wenn sie die leisen Gespräche ihrer Mutti belauschte. Polly konnte gar nicht verstehen, warum die Erwachsenen immer so tun, als ob sie genauso viel Arbeit zu Weihnachten haben wie der Nikolaus und Weihnachtsmann. Schließlich müssen die beiden alten Männer um die ganze Welt reisen und ihre Mutti nur zum nächsten Supermarkt, um das Essen zu kaufen.

Pollys Lockenkopf kam langsam unter ihrer Decke hervor. Sie hörte immer noch die Stimme ihrer Mutti, die jetzt weinte. "Wir sehen uns morgen zum Frühstück, da reden wir weiter", sagte die Mutter bevor sie das Telefonat beendete. "Arme Mami", sagte Polly "Du wirst schon wieder bald gesund werden". Ihre Mutti war vor ein paar Monaten krank geworden und konnte deswegen im Moment nicht arbeiten gehen. Für einen Moment vergaß sie ihren Wunschzettel, weil sie überlegte wie sie ihre Mami zum Lachen bringt. "Ha, ich hab's, ich schreib einfach die Wünsche meiner Mami auf meinem Wunschzettel mit drauf. Bloß was wünscht sie sich nur?", sagte Polly und drückte ihren kleinen Kopf überlegend ins Kissen. "Sie wünscht sich ganz bestimmt, dass meine ganzen Wünsche in Erfüllung gehen. Genau, das schreib ich auf meine Wunschliste" summte der kleine Lockenkopf vor sich hin.

Sie kletterte aus ihrem warmen Bettchen wieder hervor, stellte sich nach einmal auf ihre Zehenspitzen, um aus dem Fenster zu schauen. Noch immer fiel der Schnee vom Himmel. Die weiße Schneedecke glitzerte in der Nacht wie kleine Diamanten, die auf der schneebedeckten Straßen zu tanzen schien. Doch was war das? Polly kletterte wieder auf die Fensterbank und schaute ganz genau in den Garten, der nur durch den hellen Mond leicht zu erkennen war. "was ist das denn nur?", sagte Polly "ist das ein Stern, der da so funkelt im Baum. Normalerweise hängen doch da die Äpfel im Sommer. Vielleicht ein Apfel, der nicht runter gefallen ist?". Das Funkeln bewegte sich auch noch. Es sah so aus, als ob der kleine leuchtende Punkt vom Baum runter kletterte. Aufmerksam verfolgte Polly das Leuchten. "Ist das vielleicht die Spinne, die im Keller war?" flüsterte Polly und konnte ihren Blick nicht abwenden. Der kleine funkelnde Punkt hatte jetzt die weiße Schneedecke erreicht und hinterließ sogar winzig kleine Spuren im Schnee. "Morgen Polly wird's was geben ... heißa morgen ist Nikolaus und Pollytag" pfiff und sang Polly. Sie machte das, was sie ja immer machte, wenn sie etwas Angst verspürte. Doch die Neugier war größer, als die Angst. Dieses kleine wunderschöne, helle Ding kam genau aufs Polly Fenster zu. Ihr Atmen stockte, als das dieser wie aus Kristall geschliffene Punkt anfing zu schweben. Er schwebte genau auf Polly zu. Mit einem Satz sprang sie aus der Fensterbank und kniete sich die warme Heizung, die genau unter ihrem Fenster war. Sie kniff die Augen zusammen, drückte ganz fest ihr Kissen an sich. "Alles wird gut, ich war immer artig, es ist Weihnachtszeit und ich brauch keine Angst zu haben", sagte sie mit zitternder Stimme.

Die Spannung lag förmlich in der Luft. Keine Geräusche waren zu hören, nur das leise Summen der Heizung. Polly dachte sich, was so wunderschön ist, kann nichts schlimmes sein und dachte an ihre beste Freundin, die keine Angst vor Spinnen hatte und dachte "wenn meine beste Freundin keine Angst hat, dann ich erst recht nicht. Ich bin ja schließlich ein paar Tage älter!" Mutig und entschlossen stand sie langsam wieder auf, streckte dennoch nur zögernd ihren Kopf in Richtung Fenster.

Sie traute ihren Augen kaum, dieser Punkt stand auf ihrer Fensterbank und hatte sogar Augen. Vor lauter Schreck konnte sich Polly nicht einen Zentimeter bewegen. Wie versteinerte schaute sie in die Augen, die zu dem leuchtenden ungefähr 10 cm angeblichen großen Punkt gehören. Er hatte sogar eine Nase, einen Mund, Arme, Beine und trug sogar eine Jacke und Hose. Polly konnte jetzt erkennen, dass es die Augen waren, die dieses Funkeln und Leuchten verursachten. Noch immer war Polly noch wie versteinert. Ihr Mund war so weit auf, dass problemlos ein ganzer Apfel hinein gepasst hätte. "Hee, willst Du mir nicht mal auf machen? Es ist kalt hier draußen." Hörte sie eine freche, aber dennoch nette Stimme sagen. "Nun schau nicht so, mach das Fenster auf. Ich hab keine Heizung hier draußen." Polly konnte es nicht fassen. Der Punkt sah aus wie ein Mensch in Miniformat, konnte lächeln und redete mir ihr. Polly konnte nur mit dem Kopf schütteln und sagte:" Ich ähm, hab keine ähm Zeit. Ich muss doch meinen Wunschzettel malen. Äh, ich meine schreiben. Außerdem muss ich morgen zur Arbeit ähm, ich meine Schule".

Polly war völlig durcheinander und konnte nicht klar denken. Der kleine Mensch verdrehte die Augen und sagte mit einem Lächeln:" Papperlapapp, Wunschzettel und Schule. Nun mach schon endlich auf. Meine Hände und Füße sind schon wie Eiszapfen. Ich schau Dich auch nicht so an, nur weil Du etwas größer bist wie ich. Ich müsste hier Angst haben, weil Du im Vergleich zu mir so riesig bist.". Das konnte Polly nun überhaupt nicht leiden, dass diese kleine Figur spürte, dass sie Angst hatte. Sie stellte sich hin, verschränkte die Arme in ihrer Hüfte, zog die Augenbrauen runter und sagte entsetzt:" Ich und Angst? Pah, aber nicht vor Dir. Dann komm doch nur rein. Ist mir doch egal." Sie hatte ganz weiche Knie vor Aufregung, doch das versuchte sie zu verbergen. Sie streckte ihre Arme in Richtung Fenstergriff, um es zu öffnen. Es war nur einen kleinen Spalt offen, da schlüpfte auch schon dieser winzig kleine Mensch hinein. "Mach wieder schnell zu. Die Kälte ist nichts für Deinen dünnen Schlafanzug."

Das Männchen hüpfte in der Fensterbank hin und her und rieb sich die Hände, um sich aufzuwärmen. Polly hatte Mitleid und zog ihrem Lieblingsteddy, der ungefähr die Größe von diesem Männchen hatte, die rote selbst gestrickte Strickjacke von ihrer Omi aus, und gab sie dem frierenden "Ding". Denn noch immer wusste Polly nicht, wer oder was es überhaupt ist. Es bedankte sich mit einem Augenzwinkern. "So, jetzt wird mir langsam warm und wir können uns vorstellen.

Polly ging zwei Schritte rückwärts und setzte sich gespannt und noch immer etwas ängstlich auf ihr Bett und konnte ihre Augen nicht von dem Männchen lassen. "Ähm, hmmm, ich bin die Polly", sagte sie schüchtern. "Ich weiß", bekam sie zur Antwort "und ich bin Sam, eine Weihnachtselfe. Meine Freunde nennen mich auch Sammy". "Eine echte Weihnachtselfe", dachte Polly, "das ist ja unglaublich und wie in einem Traum. Sie ist bestimmt gekommen, um mir meine ganzen Wünsche zu erfüllen, damit ich meine kleinen Finger nicht wund schreibe auf dieser großen Rolle". Sammy schaute schweigend durch das Zimmer von Polly, sah lauter selbst gebastelte Figuren und Bilder. Auch die schöne Dekoration entging Sammy nicht. "Schön hast Du es hier. Alles ist so liebevoll gemacht und eingerichtet." Polly nickte und lächelte und folgte den Augen von der Weihnachtselfe.

"Ja", sagte sie voller Stolz "das hab ich alles mit meiner Mami und meinen Großeltern gebastelt." Polly hatte nun keine Angst mehr und ihre weichen Knie waren nun auch nicht mehr wie Pudding. Sie stand noch einmal auf und legte ihr Schmusekissen in die Fensterbank, damit es die Elfe auch bequem hat. "Danke" sagte Sammy, sprang mit einem Satz auf das Kissen und machte es sich bequem. Polly setzte sich wieder auf ihr Bett und kuschelte sich in ihre Decke ein.

"Was willst Du denn hier und vor allem, warum kommst Du ausgerechnet zu mir und was ist in Deinen Augen, warum glänzen die so sehr?", fragte Polly zögernd. Sie hatte in diesem Moment tausend Fragen, die ihr einfielen. "Außerdem müsste ich schon längst schlafen. Ich muss morgen in die Schule" fügte sie noch hinzu. Sammy lachte und sagte "Was wäre ich denn für eine Elfe, wenn ich nicht an alles gedacht hätte." Er zog ein winzig kleines Säckchen aus seiner Jackentasche. "sollen da etwas meine Geschenke sein?", frage Polly entsetzt. "Du bist putzig", antwortete die Elfe "natürlich sind da nicht Deine Geschenke drin. Da ist was viel besseres drin. Du sollst ja morgen munter zur Schule gehen und ausgeschlafen sein. In diesem Säckchen ist Sternenstaub, der die Zeit anhält So hast Du noch die ganze Nacht zum Schlafen. Es kann nämlich einwenig dauern bis wir beide hier fertig sind. "Cool", meinte Polly und wartete gespannt wie der Sternstaub aussieht.

Doch zuerst möchte ich Dir noch diese eine Frage beantworten. Warum meine Augen so blitzen und strahlen? Du hast doch sicher mal von den großen Menschen, man nennt sie hier bei Euch auch Erwachsene gehört, dass das schönste an Weihnachten ist, wenn die Augen die Kinder so strahlen." Polly nickte "hab ich schon einmal belauscht", sagte sie überlegend, da sie gespannt darauf wartete, wie es weiter geht. "Nun" sprach Sammy "das gibt nur den einen Grund dafür. Kinder sind ehrlich. Kinder sind offen für Alles. Sie handeln spontan und nicht aus kalter Berechnung. Die Erwachsenen dagegen werden oft blind im Alter. Sie werden egoistisch. Denken oft nur an sich selber und an Ihre Vorteile. Sie sind manchmal voller Wut und werden von ihrem Alltag so gelenkt, dass sie oft die wichtigen Dinge vergessen, die sie doch glücklich gemacht haben. Dadurch verlieren sie aber was ganz besonderes. Dies ist der Grund, warum das Funkeln mit den Jahren immer weniger wird. Es ist traurig, wenn man bedenkt, dass jeder Mensch, dieser wunderbare Leuchten in den Augen an etwas nicht so Bedeutungsvolles verschenkt."

"So kleines Kuschelzöpfchen, ach herrje ich meine Wuschelkopfchen, jetzt aber Schluss damit. Wir kommen zu unserem Zauberstaub", murmelte Sammy vor sich her. Die Elfe griff einmal ganz tief in das Säckchen, dabei lächelte er die ganze Zeit Polly an. Er hielt nun in seiner geschlossenen Hand diesen Zauberstaub und sagte zu Polly:" Schließe Deine Augen". Polly folgte ratsam und kniff ihre Augen fest zusammen. Innerlich war Polly mehr als aufgeregt und ihr kam die Zeit unendlich lang vor, bis sie wieder schauen durfte. "Jetzt öffne sie", flüsterte Sammy. "Wow, wie wunderwunderschön ist das denn" flüsterte Polly, sodass es kaum zu hören war. Das ganze Zimmer war voll mit kleinen funkelnden, einzigartig artigen kleinen Kristallen, die sich schwerelos durch die Luft bewegten. "ich hab in meinem Leben noch nie so etwas Schönes gesehen. Die kleinen Kristalle spiegelten und funkelten in Pollys Augen.

"So", sagte Sammy und zog die rote Strickjacke wieder aus, da ihm jetzt kuschelig warm war. "jetzt können wir reden solange wir wollen und die Uhr tickt nicht weiter". "Wir haben Dich vorhin aufmerksam beobachtet kleiner Wuschelkopf und haben alle gestaunt wie tapfer und mutig Du im Keller warst. Du musst einen ziemlich starken Willen haben". Polly war immer noch abgelenkt von dem Zauber, der Grade bei ihr im Zimmer in der Luft schwebte und nickte nur und sagte: "Jaja, das stimmt". Sammy fing an zu lachen und schnippte einmal mit den Fingern: "Hey, kleine Pollymaus, hör mir mal zu. Der Sternenstaub bleibt solange in der Luft bis wir fertig sind. Du kannst ihn also die ganze Zeit noch bestaunen".

Polly streckte ihre Hand in die Luft, um die Kristalle zu berühren. Sie fühlten sich warm und vertraut an. Sie wendete sich nun Sammy aufmerksam zu und fragte:" ward ihr denn vorhin auch im Keller? Ich hab Euch gar nicht gesehen". Sammy schüttelte den Kopf und grinste:" Nein, nein, wir waren nicht dort. Wir können alle Kinder durch unsere Weihnachtskugel sehen. Die meisten Kinder sind eher unauffällig. Sie schreiben ihren Wunschzettel und brauchen dafür keine Tapete. Schließlich müssen wir ja auch planen, um die ganzen beschriebenen Blätter einzusammeln. Wir hätten jetzt nur mit Deiner großen Rollen Probleme bekommen. Du bist das einzige Kind, welches sich so viele Geschenke wünscht. Da haben wir uns einfach gedacht, wir müssen das prüfen, warum es so ist.". Polly zuckte mit ihren kleinen Schultern:" Weiß nicht, warum das so ist", sagte sie nachdenklich. Sammy stand von dem Kuschelkissen auf, schwebte zu Polly und setzte sich auf ihr Knie. "Kleine Pollymaus, ich möchte Dir gern etwas zeigen". Seine Augen funkelten dabei wie die kleinen Kristalle, die immer noch durch die Luft schwebten.

Er zeigte zum Fenster "Schau" sagte er "da kannst Du viele Kinder sehen". Polly schaute hin und ihr Fenster war auf einmal wie ein Fernseher. Sie sah lauter Kinder in der Scheibe. Kinder, die sich auch einen Computer wünschten. Sie sah einen kleinen Jungen, der in seinem Zimmer saß und ein neues Kriegsspiel spielte. Dann sah sie ein kleines Mädchen, die einen eigenen Fernseher bekommen hat. Dieses Mädchen hatte ein pinkfarbenes, modernes Zimmer und schaute allein fern. Es waren viele Kinder in der Scheibe zu sehen. Alle hatten die modernsten Geschenke. Polly war zuerst begeistert und schrie immer wieder "Wow, super, das möchte ich auch haben". Sammy schaute Polly schweigend an und fragte:" Bist Du Dir da ganz sicher? Wir sind aber noch nicht fertig. Ich möchte Dir noch ein paar Dinge zeigen und Dir noch eine Aufgabe stellen." Polly zog ihre Augenbrauen runter, kniff die Augen zusammen und fragte ganz entsetzt "Eine Aufgabe? Die sind blöd, die muss ich in der Schule immer machen". "Wir schauen uns erst noch einige Kinder an und dann kommen wir zu der Aufgabe", fügte Sammy noch hinzu.

Die Weihnachtselfe saß bei Polly noch eine ganze zeitlang auf ihrem Knie. Es waren noch viele kleine und große Kinder, die Polly in ihrem Fenster sah. Nach einer ganzen Weile waren mit einmal die Bilder weg und Polly sah wieder in Fensterscheibe hinter der sich die dunkle Nacht verbarg. Die Elfe bewegte ihre kleinen Flügel und schwebte wieder zurück auf die Fensterbank, nahm auf dem Kuschelkissen Platz und wandte sich Polly zu. Polly schaute die Elfe fragen an "Und jetzt, was zeigst Du mir nun?". Kopfschüttelnd antwortete Sammy "Nichts, damit sind wir jetzt fertig. Wir kommen jetzt zu Deiner Aufgabe" die Elfe unterbrach ihren Satz für ein paar Sekunden und fügte dann noch hinzu "und wenn Du die Aufgabe richtig gelöst hast, hast Du einen einzigen Wunsch frei". Polly freute sich so sehr, das sie im Bett auf und ab hüpfte. "Na los, stell mir die Aufgabe, ich möchte den Wunsch haben". Pollys Strahlen im Gesicht war nicht zu übersehen.

"So einfach ist die Aufgabe aber nicht kleiner Wuschelkopf. Du musst sehr gut überlegen, was Du antwortest. Du hast nämlich nur die eine Antwort, um den Wunsch zu bekommen.", sagte Sammy zögernd. "Ok", meinte Polly und setzte sich aufmerksam mit ihrem Rücken an die Lehne ihres Bettes.

"Stell mir die Aufgabe". Die kleinen Hände von Polly waren vor lauter Aufregung ganz feucht. Sie war so nervös, das sie wieder mit ihren Fingern in ihren Löckchen spielte. Sammy holte tief Luft und sagte:" Na gut, wir kommen jetzt zu der Aufgabe. Es waren etliche Kinder in Deinem Fester zu sehen. Kinder die Du anscheinend beineidest. Sie hatten alle etwas gemeinsam. Ich gebe Dir noch einen winzig kleinen Tipp. Es geht um das, was man nicht gesehen hat. So meine kleine Prinzessin, jetzt bist Du dran. Überlege sehr, sehr gut und sorgfältig bevor Du antwortest. Erst wenn du meinst, Du hast die richtige Lösung."

"Hääää, es geht um das, was man nicht gesehen hat. Dann kann ich Dir doch Deine Frage nicht beantworten" sagte Polly völlig irritiert. "Um eine Frage zu beantworten, muss man Alles sehen, damit ich meinen Wunsch bekomme". "Nein", antwortete Sammy "darum geht es ja. Manchmal sind die Dinge wichtiger, die man nicht sehen, schmecken kann. Man kann sie nur fühlen. So das war der letzte Hinweis. Ab jetzt schweige ich". Sammy stand von dem Schmusekissen auf und schwebte durch die Luft. Er schaute sich die Bilder, die Polly gemalt hatte. Auf dem einen waren Computer und Fernseher drauf. Sammy schüttelte nicht Kopf und dachte sich "diese Kinderwelt ist schwer zu verstehen. Dann flog er zu dem nächsten und fing zu lächeln an. "Dieses ist schön", dachte er sich. Drauf zu erkennen war ein Schlitten mit einem Rentier. Es sollten wohl die nachgemalten Hausschuhen von Polly sein, die das Tier an hatte. Auf dem Schlitten saßen ganz vorne Polly umarmt von ihrem Opi, der hinter ihr saß, dann die Mami und ganz hinten saß eine ältere Frau, die wohl die Omi darstellen sollte. Sammy verharrte lange vor diesem Bild bevor er weiter durch das Zimmer schwebte.

Er drehte sich im Flug um, um nach Polly zu schauen, die mittlerweile aus ihrem Bett aufgestanden war. Denn Kopf nach vorne gebeugt, mit den Fingern ihrer linken Hand, spielte sie überlegend an ihrem Mund herum. Den rechten Arm hatte sie hinter ihrem Rücken verbeugt. Die roten Stoffnasen von Pollys Hausschuhen wackelten wieder hin und, da sie hin und her durch ihr Zimmer schlich. Sammy sah wohl ziemlich verwundert aus, als Polly ihren kleinen Lockenkopf anhob und ihn anschaute.

"Was ist denn, warum schaust Du denn so? Mein Opi macht das auch immer so, wenn er überlegt, weil etwas reparieren möchte. Irgendwann hat er die Lösung. Also muss dieses Laufen ja schon die erste Lösung sein, um die Antwort auf die Frage zu bekommen", sagte Polly. "Jaja, ich weiß, Du redest nicht mehr. Echt supi von Dir, aber ich schaff das auch alleine", flüsterte sie noch hinzu.

"Also" noch einmal von vorne" stammelte Polly vor sich her "Da war dieses Mädchen in einem pinkfarbenen Zimmer, die hatte einen neuen Fernseher. Der Junge hatte einen Computer an dem er spielte. Ach, so ein Zimmer in pink hätte ich auch gern. Polly konzentriere Dich, so wird das nichts", sagte sie zu sich selber. "Menno, es sind so viele Kinder, die da im Fenster waren und was hab ich nicht gesehen?". Die Aufgabe schien für Polly auf einmal unmöglich zu sein. Die kleinen Schritte von Polly wurden immer langsamer. Sie beobachtete den Sternstaub wie er noch immer schwerelos durch ihr Zimmer schwebte. "Ihr kleinen wundeschönen Kristalle könnt Ihr mir nicht die Antwort ins Ohr flüstern? Ich verrate Euch auch nicht. Euer Besitzer Mister Sammy ist ja auf einmal stumm wie ein Apfel und gibt keinen Piep mehr von sich" flüsterte sie kaum hörbar den Sternenstaub zu. Sammy hatte einen Spiegel entdeckt und zog Krimassen. Er lachte dabei sehr laut, als er sein verzogenes Gesicht dabei im Spiegel beobachtete. Doch das Lachen verstummte als er ein stilles weinen hörte.

Polly stand vorm Fenster und schaute in die dunkle Nacht, die noch immer nur durch den Mond erhellt schien. Sammy drehte sich in Pollys Richtung und schaute sie nachdenklich an. "Was mache ich nur mit Dir kleiner Lockenwuschel" dachte sich die Elfe. Mit einem Satz sprang er von dem Schrank auf dem der kleine Spiegel stand. Er schwebte zielstrebig auf Polly zu, landete auf der Fensterbank, und sah sich, genau wie Polly, stillschweigend die Nacht an. Es schien, als würde die ganze Welt friedlich schlafen, so ruhig war es an diesem Abend. Eine ganze Weile standen Polly und Sammy am Fenster. Es fielen viele Schneeflocken an die kalte Scheibe. Für einen Moment erkannte man die kleinen Zacken seitlich an den Flocken. Wie kleine Sterne, so sahen sie aus. Doch leider veränderte sich die Form und übrig blieb nur ein Wassertropfen, der nun eher an Pollys Tränen, die sie in ihren Augen hatte, erinnerte. Polly wünschte sich doch sehr diesen einen Wunsch von Sammy. Doch langsam hatte sie Angst, dass Sammy wieder in die dunkle Nacht flog, ohne ihr den Wunsch zu erfüllen.

Die Elfe kletterte auf das warme Schmusekissen, welches noch immer auf der Fensterbank lag. Er sah Polly mit seinen leuchtend blitzenden Augen an. Sammy räusperte sich und sprach "Ok, kleine Pollymaus. Ich hätte da noch einen Reservetipp, den ich mir immer bis zum Schluss bewahre. Hätte ich es Dir vorhin gesagt, hättest Du keine Ruhe gegeben, bis Du ihn gewusst hättest." Polly wischte sich mit ihrer rechten Hand die Tränen fort.

*** Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende. Auf die Fortsetzung müssen wir noch ein bisschen warten …

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