Weihnachtsgeschichten - Adventsgeschichten
Kurzgeschichte Weihnachten Weihnacht Advent
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Kenn ich nicht

© Selina Ruckstuhl

"Pass auf!" Philipp fährt mit seinem Snowboard weiter den Hang hinunter. Ganz in Gedanken versunken. Jetzt realisiert er, was passiert ist. Er hat fast ein kleines Kind gerammt. Er entschuldigt sich und wir fahren weiter.

Wir sitzen auf dem Sessellift. "Was hast du dir eigentlich gewünscht?", fragt mich Philipp.

"Wieso? Mein Geburtstag ist erst in fünf Monaten." Er schaut mich entsetzt an.

"Nein, zu Weihnachten?"

"Was ist das?"

"Willst du mich auf den Arm nehmen? Du wirst doch wohl wissen, was Weihnachten ist."

"Nein, im Ernst!" Philipp hat wohl vergessen, dass ich als Austauschschüler hier bin. Bei uns gibt es das nicht. Vielleicht hat es mir meine Mutter auch einfach nicht gesagt.

Philipp erklärt mir ein bisschen entsetzt, was Weihnachten ist. "... Geschenke, feine Kekse, einen Weihnachtsbaum ..." Phillip fragt mich ein weinig irritiert: "Hast du denn nichts Spezielles gemerkt. Der Adventskranz, Kekse ... ?"

"Ich habe gedacht, das gehört bei euch zur normalen Winterzeit."

Der Tag vergeht wie im Fluge. Wir fahren unsere letzte Abfahrt. Wir müssen noch duschen und uns umziehen für heute Abend. Wie ich heute erfahren habe, ist Weihnachten ja etwas ganz Besonderes. Da muss ich schon hübsch aussehen.

Meine ersten Weihnachten kommen immer näher. Die Kerzen leuchten. Ein spezieller Geruch ist in der Luft. Wir setzen uns in die Küche. Philipps Vater kommt aus dem Wohnzimmer. Philipp will einen Blick auf den Weihnachtsbaum werfen, doch der Vater schließt geschickt die Türe. "Zuerst essen, dann die Geschenke!"

Die Kinder sitzen alle abwartend am Tisch. Und dann, endlich ... jemand öffnet die Türe. Der wunderschöne Baum erleuchtet das Wohnzimmer. Philipp stürzt sich auf die Geschenke. Ich betrachte staunend den Baum.

Philipps Vater holt mich aus den Gedanken: "Willst du deine Geschenke nicht auspacken? Hier hast du eines."

Ich packe es aus. Es ist ein Pullover. Meine Gedanken schweifen zu meiner Familie. Meine Mutter hat mir früher immer einen selbst gestickten Pullover zu meinem Geburtstag geschenkt. Das einzige Geschenk im ganzen Jahr!

"Gefällt er dir?"

Verdutzt und in Gedanken versunken antworte ich ihm kurz mit: "ja!"

"Das tönt ja überzeugt."

"Entschuldigung, ich war in Gedanken. Er ist wirklich schön!"

Ich versinke wieder in meinen Gedanken. Bald ist mein Austauschjahr vorbei. Meine Familie sitzt jetzt zu Hause und denkt vielleicht sogar an mich. Ich vermisse sie, aber ... hier habe ich eine Zukunft.

Ich muss mich entscheiden. Will ich hier bleiben oder zurück?

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