Weihnachtsgeschichten - Adventsgeschichten
Kurzgeschichte Weihnachten Weihnacht Advent
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Sandras größter Weihnachtswunsch

© Birgit Kleimaier

Gerade hatte Sandra das 21. Türchen ihres Adventskalenders geöffnet und sich das Stück Schokolade, in Form einer Glocke, genüsslich in den Mund gesteckt, als ihre Mutter nach ihr rief. Kauend und schmatzend tapste sie barfuß vom Esszimmer in die Küche, wo ihre Mutter gerade dabei war, Plätzchen auszustechen. "Hast du deinen Wunschzettel an das Christkind eigentlich schon gemalt und ans Fensterbrett gelegt?" Oje, dass hatte sie doch tatsächlich vergessen! Sandra schluckte das letzte Stück Schokolade hinunter und schüttelte wild den Kopf. "Dann solltest du das aber schnell machen, mein Schatz. Du weißt doch, das Christkind hat viel zu tun und um Wunschzettel, die zu spät in der Himmelswerkstatt ankommen, kann es sich nicht mehr rechtzeitig kümmern und du möchtest doch nicht, dass am Heiligabend keine Päckchen für dich unterm Weihnachtsbaum liegen, oder?"

Das wollte sie natürlich nicht und so machte die Fünfjährige auf den Fersen kehrt und rannte so schnell sie konnte in ihr Zimmer. Sie schnappte sich ein leeres Blatt Papier und ihre Buntstifte und begann zu überlegen, was sie sich diese Jahr denn alles wünschen könnte. Eigentlich war sie mit ihren Spielsachen ganz zufrieden und die neue Barbiepuppe gefiel ihr gar nicht. Auch Autos oder so etwas wollte sie nicht haben, als der kleinen Dame plötzlich doch noch etwas einfiel, was sie schon immer einmal hatte haben wollen, aber bisher noch nie bekommen hatte. Wie eine Wilde legte sie los und malte ihren Wunsch auf das weiße Blatt, denn schreiben konnte sie ja noch nicht. Als sie mit ihrem Wunschzettel fertig war, faltete sie ihn sorgfältig zusammen und legte ihn zufrieden auf das Fensterbrett, bevor sie wieder in die Küche marschierte, um ihrer Mama beim Backen zu helfen. Sandra liebte diese Tage vor Weihnachten, wo sie ihrer Mutter beim Teigkneten und Plätzchenausstechen helfen durfte. Waren die Plätzchen dann im Ofen, musste sie alle paar Minuten dorthin laufen, um zu sehen, dass sie ja nicht anbrannten und wie lange es noch dauern würde, bis sie die ersten kosten durfte.

Der Wunschzettel war schon lange vergessen und so bemerkte Sandra auch erst am Abend, als sie ins Bett musste, dass er nicht mehr dort war, wo sie ihn abgelegt hatte. Aufgeregt erzählte sie ihrem Papa davon, als er ihr Gute Nacht wünschte. Wie immer war er erst am späten Nachmittag, als es draußen bereits dunkel wurde, von der Arbeit gekommen und so musste Sandra ihm alles, was sie erlebt hatte noch schnell vor dem Einschlafen erzählen.

"Soso", sagte ihr Papa, "du hast deinen Wunschzettel also heute erst gemalt, na dann hoffen wir doch mal, dass das Christkind ihn noch rechtzeitig bekommt. Aber die Himmelspost ist immer recht fix."

Diese Nacht träumte Sandra von vielen fleißigen Engelchen, die im Himmel an den ganzen tollen Geschenken arbeiteten, die sich die Kinder überall auf der Welt gewünscht hatten. Am nächsten Morgen sprang sie aus dem Bett und lief ins Esszimmer an ihren Adventskalender, doch als sie davor stand, sah sie, dass es da noch immer drei verschlossene Türchen gab. Enttäuscht zog Sandra eine Schnute, dass ihre Mutter lachen musste: "Aber was ist denn los, mein Schatz? Warum schaust du denn so?"

"Da sind noch so viele Türchen zum Aufmachen und ich bin doch so gespannt, ob das Christkind mir das bringt, was ich mir gewünscht habe", und Sandra zog die Nase noch ein wenig krauser.

"Och Sandra, komm mal her", sagte ihre Mama, hob sie auf ihren Schoß und nahm sie tröstend in den Arm, "Sieh doch mal, du machst jetzt gleich noch eines der Türchen auf und wenn morgen schon Weihnachten wäre, dann hätte das Christkind ja gar keine Zeit mehr, deinen Wunsch zu erfüllen, du hast deinen Wunschzettel ja gestern erst weggeschickt."

Nach kurzem Überlegen nickte Sandra und hüpfte ihrer Mama, wieder fröhlich, vom Schoß: "Dann gehe ich jetzt in mein Zimmer und male noch ein bisschen, dann vergeht die Zeit schneller."

Die kleine Sandra saß tatsächlich den ganzen Tag über in ihrem Zimmer und als sie abends ins Bett ging, versprach ihr Papa auch noch am Heiligabend, bis zur Bescherung, mit ihr zu spielen, wenn sie auch morgen nochmals so brav sein würde.

Das ließ Sandra sich nicht zweimal sagen und so saß sie den nächsten Tag wieder in ihrem Zimmer, malte, spielte mit ihren Puppen schaute ihre Bilderbücher an. Außerdem musste sie auch noch die beiden Bilder, die sie als Geschenke für ihre Oma und ihren Opa vorbereitet hatte, fertig zeichnen. Eh sie sich versah, war auch schon wieder Schlafenszeit und als ihr Papa ihr Gute Nacht sagen wollte, erinnerte sie ihn noch mal an sein Versprechen, am kommenden Tag mit ihr zu spielen.

Selbstverständlich stand er zu seinem Wort und spielte mit Sandra ein Spiel nach dem anderen. Kurz vor vier Uhr kamen die Großeltern und auch sie ließen es sich nicht nehmen, noch ein Paar Runden Mensch-ärgere-dich-nicht mitzuspielen. Während die vier sich so beschäftigten, hatte Sandras Mama genügend Zeit, das Abendessen vorzubereiten, und ehe sich die kleine Dame versah, war es auch schon Zeit für die Bescherung. Sandra war so aufgeregt wie nie, als sie endlich in das abgeschlossene Weihnachtszimmer durfte und ihre Geschenke bekommen sollte.

"Ich glaube das hier hat das Christkind für dich gebracht, mein Schatz.", und ihre Mama drückte ihr ein großes, in hübschem, buntem Papier verpacktes Geschenk in die Hand.

Eigentlich war Sandra ganz anders als die anderen Kinder, sie ließ sich mit dem Auspacken sonst alle Zeit der Welt, Hauptsache das Papier wurde nicht beschädigt, aber diesmal riss sie es einfach auseinander. Es konnte ihr nicht schnell genug gehen, doch umso größer war die Enttäuschung, als eine Baby-Puppe zum Vorschein kam.

"Was ist denn los?", fragte ihr Papa, als er sah, dass die ersten Tränchen über Sandras Wangen kullerten, "Hat dir das Christkind dieses Jahr nicht das Richtige gebracht?"

Schluchzend schüttelte Sandra das Köpfchen: "Ich wollte doch keine Puppe, ich wollte doch ein Geschwisterchen.", und sie hörte überhaupt nicht mehr auf zu weinen.

"Aber Maus", sprach ihre Mutter beruhigend auf sie ein, während ihr Vater sie streichelte, "vielleicht war es einfach doch zu spät, für solch ein großes Geschenk. Vielleicht hättest du deinen Wunschzettel dafür früher abschicken müssen. Sei nicht traurig und versuch es nächstes Jahr doch einfach noch einmal, aber dann musst du den Wunschzettel früher malen. Besondere Wünsche brauchen eben auch mehr Vorbereitungszeit."

Immer noch ein wenig schluchzend nickte Sandra und wischte sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln. Wahrscheinlich hatte ihre Mama Recht und so machte sich die junge Dame gleich ein paar Tage nach Weihnachten daran, einen Wunschzettel für das nächste Jahr zu malen, denn noch einmal sollte ihr das nicht passieren, dass sie zu spät dran war damit. Ihr Papa half ihr ein wenig und schrieb auf das Stück Papier, auf dass Sandra ihr Geschwisterchen gemalt hatte: ‚Wunschzettel für das nächste Weihnachtsfest', so dass im Himmel keine Missverständnisse aufkommen konnten. Nachdem sie fertig war, legte sie ihn wie immer auf ihr Fensterbrett und schon am nächsten Tag hatten die himmlischen Postboten ihn abgeholt. Trotzdem war Sandra ein wenig überrascht, als ihre Eltern ihr um die Osterzeit herum verkündeten, dass das Christkind ihren Wunsch nach einem Geschwisterchen schon etwas früher erfüllen werde, denn dieses Mal sei der Wunschzettel einfach etwas zu früh dran gewesen.

Strahlend zuckte Sandra mit den Schultern: "Das macht gar nichts, wenn ich schon früher ein Geschwisterchen bekomme, Hauptsache, ich darf dann ganz oft mit ihm spielen."

"Da musst du aber warten, bis das Baby dann ein bisschen älter ist.", lachte ihre Mama, "Und aufpassen, dass ihm nichts passiert musst du dann auch, als große Schwester."

"Aber natürlich tue ich das", erklärte Sandra, "ich bin ja dann schon groß."

Und von nun an schickte sie ihre Weihnachtswunschzettel jedes Jahr bereits Anfang Dezember auf die Reise und wachte darüber, dass auch der kleiner Bruder, den sie bekommen hatte, nicht vergaß, dem Christkind seine Wünsche frühzeitig mitzuteilen. Denn als gute große Schwester war es schließlich ihre Pflicht, ihn vor der Enttäuschung zu bewahren, dass er sein sehnlich erwartetes Geschenk nicht bekam, nur weil er den Wunschzettel zu spät auf die Fensterbank gelegt hatte, wie es ihr an diesem Weihnachten vor seiner Geburt gegangen war.

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