Unser Buchtipp Weihnachtsgeschichten

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Eingereicht am
22. März 2007

Felix, Bino und der Weihnachtsmann

© Margret Küllmar

"Irgendetwas haben die Menschen vor, ich weiß nur noch nicht was", erzählte Felix, als er von seiner nächtlichen Futtersuche nach Hause kam.

Er bewohnte mit seinem Kumpel Bino den Dachboden eines alten Bauernhauses. Die beiden Steinmarder fühlten sich dort pudelwohl. Es gab jede Menge Gerümpel und alte Kleidung. Sie hatten sich darin mehrere Wohnungen hergerichtet und konnten nach Herzenslust toben, klettern und Verstecken spielen. Die Menschen im Bauernhaus störte es nicht, dass sie Mitbewohner auf dem Dachboden hatten und Felix und Bino ließen Hühner und Singvögel in der Umgebung in Ruhe.

Bino, ein mutiger, fast leichtsinniger Geselle, war schon zu länger zu Hause, aber noch gar nicht müde. Seine Futtersuche hatte er abgebrochen, als es zu schneien begann. In einem Hühnerstall am Rande des Dorfes, hatte er sich ein Ei geholt und die Hühner ein wenig gescheucht. Dann hatte er sich auf den Heimweg gemacht und hatte seinen restlichen Hunger in der Speisekammer von Felix gestillt. Als dieser gegen Morgen, müde und frierend zurückkam, war Bino gerade dabei, seinen Frühsport zu machen. Immer wieder kletterte er auf einen alten Kleiderschrank und sprang von dort aus, punktgenau, in Mitte einer durchgelegenen Matratze.

"Bino, Bino, wann wirst du endlich vernünftig?", fragte Felix kopfschüttelnd und räumte Reste von Binos Mahlzeit weg. Er wusste genau, wo die Nussschalen herkamen, schimpfte aber nicht, er war viel zu sehr mit nächtlichen Erlebnissen beschäftigt.

"Stell dir vor", redete er weiter, "die Menschen haben überall Lichter angebracht, in den Fenstern, an den Häusern, ja sogar an den Bäumen. Manche sind bunt und blinken. Hast das denn nicht gesehen?"

Bino stellte das Springen ein, gähnte herzhaft und sagte: "Nein, darauf habe ich aber auch nicht geachtet, ich war so mit der Futtersuche beschäftigt und jetzt bin ich müde, guten Tag, schlaf gut."

Dann marschierte er zielstrebig zu seinem Schlafplatz, den er sich in der Schublade einer Kommode mit Klamotten ausgepolstert hatte. Felix hielt ihn zurück.

"Warte, du musst mir was versprechen, heute Nacht gehen wir zusammen los. Ich muss wissen, was da draußen passiert", bat er.

Der müde Bino versprach alles, er wollte jetzt endlich seine Ruhe haben. Sein Freund Felix war ja wirklich ein schrecklich vernünftiges Tier. Seine Vorratskammer war stets gefüllt, sein Schlafplatz immer sauber und aufgeräumt, außerdem konnte er alles, was ein Steinmarder so können muss. Für Bino war das sehr bequem, nur Felix Neugierde nervte ihn gelegentlich. Mit diesem Gedanken schlief er ein.

Am nächsten Abend, kaum dass es draußen dunkel geworden war, weckte Felix seinen Freund Bino.

"Auf geht's alter Junge, ich will dir die Lichter zeigen, mach dass du in die Gänge kommst. Putzen brauchst du dich heute nicht und frühstücken können wir unterwegs", kommandierte er.

"Ist ja gut, ist ja gut, ich komme", maulte Bino, der gern noch länger geschlafen hätte.

Zehn Minuten später machten sich die beiden auf den Weg. Und tatsächlich, Bino staunte nicht schlecht, Lichter, wohin er auch sah. Viele waren reihenweise am Dächern, Fenstern oder Mauern befestigt, manche hatten die Form eines Rentiers. Es glitzerte und blinkte in allen Farben. Bino war platt, er konnte sich gar nicht satt sehen. Was das wohl zu bedeuten hatte?

Plötzlich schrie er auf: "Felix, sieh nur, der komische Mensch klettert an der Dachrinne hoch, ob er auch auf dem Speicher wohnt."

Die Gestalt hatte einen langen roten Mantel mit einem weißen Pelzrand an. An den Füßen trug er schwere Stiefel und auf dem Rücken einen gefüllten Kartoffelsack. Auf dem Rand seiner roten Zipfelmütze waren grell blinkende Lichter befestigt.

"Seltsam", sagte Felix, "vor dem kann man sich ja fürchten.

Lass uns weitergehen."

Verwundert sahen sich die beiden an, das hatten sie nicht gewusst, dass es möglich ist, Freude zu bereiten, wenn man etwas nicht tut.

"Doch", erklärte der Weihnachtsmann. "das ist möglich, aber es gibt viele Menschen, die das auch nicht wissen."

"Dann wird es aber Zeit, dass sie mal darüber nachdenken", sagten Felix und Bino, wie aus einem Schnäuzchen.

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