Unser Buchtipp Weihnachtsgeschichten

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Eingereicht am
10. März 2007

Das Zimmer im zwölften Stock

© Peter Kahn

Jakob war ein Junge von zehn Jahren und für sein Alter von etwas kleiner und schmächtiger Statur. Das bescheinigten ihm auch die fiesen Jungs an seiner letzten Schule, wenn sie ihn an guten Tagen nur Schlumpf nannten. Er saß am Fenster, von wo aus er seit einiger Zeit der Sonne bei ihrem allabendlichen Gang zur Nachtruhe zusah. Der untere Rand der roten Scheibe war schon tief hinter den fernen Bergspitzen verschwunden und ließ den leicht bewölkten Himmel nun in leuchtendem Rot erstrahlen. Das Licht war so intensiv, dass selbst ein Teil der sonst weißen Zimmerwände rötlich schimmerte. Es war Dezember, weshalb sich dieses Schauspiel schon am späten Nachmittag vollzog. Immer, wenn er um diese Zeit aus dem Fenster blickte und das Wetter es erlaubte, ließ es sich Jakob nicht nehmen, die ganze Zeit vor dem Fenster zu sitzen und sich am bunten Farbenspiel zu erfreuen. Dann nämlich wanderte die Sonne zuerst links im toten Winkel hinab, bis sie tief über dem Horizont stand, um die vielen braun und gelb gestrichenen Hausfassaden mit ihren roten Schindeln einen warmen goldenen Schein zu verleihen. Später kam sie im äußersten Fensterrand zum Vorschein und ging im roten Abendhimmel unter, der geradewegs vor ihm im Norden immer dunkler und dunkler wurde, bis er in tiefe, violettblaue Farbtöne mündete und sich schließlich gen Osten hin im sich abzeichnenden schwarzen Nachthimmel verlor. Das Beste an seinem Zimmer aber war die Aussicht selbst. Das Fenster, durch das er stets nach außen sah, war riesig. Es reichte vom Boden bis hinauf zur Decke und teilte sich in zwei breite Hälften, die den Raum großzügig mit Tageslicht durchfluteten. Wenn man sich mit Gesicht und Körper an die Scheibe einer der Hälften lehnte, konnte man den Eindruck gewinnen, als schwebte man in der Luft, als würde man einer dieser Vögel sein, die bei heftigem Gegenwind in der Luft schwebten und sich etwas Zeit zu nehmen schienen, um in Ruhe das vor und unter ihnen liegende, goldbraun angeleuchtete Häusermeer zu betrachten. Jakob ha tte den Namen dieser Vögel vergessen. Waren es Schwalben? Er konnte es nicht sagen, musste es wohl wieder vergessen haben. Es passierte öfter, dass er Dinge vergaß. Das ärgerte ihn.

Das Zimmer, in dem Jakob den Sonnenuntergang verfolgte, lag viele Stockwerke hoch und bot einen atemberaubenden Blick über die halbe Stadt. Leider war das nicht immer so, denn diese tolle Aussicht hatte er erst seit wenigen Monaten. Ein richtiger Glücksfall, wie sich Jakob immer dachte. Vorher wohnte er in einer engen Wohnung im zweiten Stock, deren Fenster nur die Sicht auf den grauen Wohnblock an der anderen Straßenseite freigaben. Aber jetzt lebte er im zwölften Stockwerk. Im zwölften! Er genoss den Blick in die Ferne, auf die wie Ameisen dahinwuselnden Menschen unten in den Straßen, auf die Spielzeugautos, die Sicht auf den Fluss, der sich mit drei scharfen Kurven durch die Stadt schlängelte und den Ausblick auf die Berge fernab der Stadt, hinter denen die Sonne verschwand, welche zuvor aber oft noch ein prächtiges Farbenspiel veranstaltete. So wie an diesem Tag. Es war Weihnachten, kurz bevor die Sonne den Himmel der Nacht überließ, und definitiv viel zu warm für diesen Tag. Jakob konnte sich überhaupt nicht daran erinnern, wann es im Winter jemals so warm war. Gerade erst hatte die kalte Jahreszeit begonnen, jedenfalls wenn man dem Kalender Vertrauen schenkte, denn von Winter konnte man wahrlich nicht sprechen. Kein einziges Mal schneite es, dafür regnete es nur allzu oft in Strömen. Sicher, es gab auch einige richtig kalte Tage, sonst waren sie aber eher von frühlingshaften Temperaturen geprägt. Jakob sah viel fern und so erfuhr er von Leuten, die man Meteorologen nannte, dass man dafür der globalen Erwärmung die Schuld gab. Viele dieser Experten waren auch der Meinung, dass solch extrem milde Winter in naher Zukunft keine Ausnahme sein würden. In einer Dokumentation auf dem Wissenschaftskanal wiederum ging es um die globale Verdunkelung, für welche die Abgase, die die Menschen tagein, tagaus in die Luft bließen, ebenfalls verantwortlich gemacht wurden. Die Wissenschaftler wiesen nach, dass in einigen Teilen der Welt, das gemessene Sonnenlicht deutlich abnahm, weil das Licht schwäche r durch die Schmutzablagerungen in der Atmosphäre drang. Dies sollte eine Ursache dafür sein, dass die Wetterphänomene zwar nicht unbedingt in ihrer Zahl zunahmen, aber in ihrer Auswirkung umso extremer wurden. Das machte Jakob ziemliche Angst, besonders wenn er in den Nachrichten die verheerenden Verwüstungen von Hurricans in Amerika sah.

So verbrachte er einen Teil seiner Zeit damit, wissenschaftliche Sendungen anzusehen, aber auch wissenschaftliche Bücher, besonders solche über Astronomie, zu lesen. Er musste unbedingt mehr über die Lichter erfahren, die er in der Nacht vom Fenster aus am Himmel funkeln sah. Ein Rätsel, das er dabei lösen musste, war, warum manche von ihnen viel heller strahlten, als andere, die nur winzige Pünktchen am Nachthimmel waren. Früher wäre er wohl gar nicht auf diese Idee gekommen, da sah er sie in der Nacht ja gar nicht, früher, im zweiten Stock, wo ihm nur die Lichter aus dem grauen Wohnblock entgegenschienen. Nun aber hatte er diesen sagenhaften Blick. Hätte er doch bloß ein Fernrohr, dann könnte er auch die vielen tiefen Krater auf dem Mond besser sehen. Aber dafür reichte das Geld seiner Mutter nicht. Beim besten Willen nicht. Das wusste er und musste es akzeptieren. Anderen in seinem Alter ging es da anders. Simon von nebenan beispielsweise. Seine Eltern verdienten ziemlich gut und schenkten ihm zu Weihnachten und an seinen Geburtstagen immer ganz tolle Dinge. Aber wozu sollte er sich darüber groß Gedanken machen. Schließlich konnte er doch nichts daran ändern. Dafür würde er nun aber immerhin diesen grandiosen Ausblick haben. Und zwar für immer. Das wusste er ganz genau. Seine Mutter hatte es ihm fest versprochen. Sie war es auch, auf wen er im Moment wartete, während der Sonnenuntergang mittlerweile fast vorüber war und sich die Einrichtung des Zimmers wegen der eingeschalteten Deckenlampen in den dunkler werdenden Scheiben zu spiegeln begann. Sie wollte nach der Arbeit direkt in den Buchladen fahren, um das bestellte Exemplar eines Fantasyromans abzuholen. Jakob freute sich schon so sehr auf das Buch, denn er brauchte für die kommende Nacht unbedingt Nachschub in Form von spannendem Lesestoff. Mit dem letzten wurde er in der vergangenen Nacht, tief in der Nacht, fertig, als er natürlich längst hätte schlafen sollen. Oft las er aber noch um zwei Uhr in der Früh in den dicksten Wäl zern und konnte von den unglaublichen Abenteuern nicht genug bekommen. Im letzten Buch ging es zum Beispiel um einen muskelbepackten Helden mit schulterlangen braunen Haaren, dessen Familie als Kind vor seinen Augen abgeschlachtet wurde. Anschließend wurde er gemeinsam mit anderen Kindern und Frauen in die Sklaverei getrieben, wo er später in einer Tretmühle über viele viele Jahre hinweg härteste körperliche Arbeit leisten musste. So kam er ungewollt zu seinen übermenschlichen Kräften, verdingte sich nach seinem Freikommen in Gladiatorenkämpfen, aus denen er reihenweise als überlegener Sieger hervorging und beschloss eines Tages, sich am Mörder seiner Sippe zu rächen.

Ein tolles Buch war das. Aber auch eines, das laut Einband für jemanden in seinem Alter angeblich nicht geeignet war. Ein Umstand, der Jakob freilich wenig kümmerte, so wie übrigens auch seine Mutter, die ihm immer alle Bücher mitbrachte, die er sich wünschte. Es war eines von schätzungsweise fünfzig, die fein säuberlich auf dem Tisch rechts neben dem Fenster aufgereiht waren. Dabei machte er sich nie etwas aus Lesen. Erst als ihm aus Zufall ein Horrorroman in die Hände fiel, wurde er vom Büchervirus infiziert und begeisterte sich fortan hauptsächlich für Fantasy, Science Fiction und Horrorgeschichten. Er las sie immer in der Nacht, weil am Tage keine rechte Stimmung aufkommen wollte. Sobald es stockdunkel war, schnappte er sich das Buch, welches er gerade las, verkroch sich im Bett, setzte sich mit verschränkten Beinen hin und zog sich die Decke über den Kopf, bis weit hinter den Rücken. Dann knipste er die Taschenlampe an, deren Glühbirne ein gelbliches Licht aussandte, schlug die Seite mit dem Eselsohr auf und setzte seine Reisen durch mystische und fantastische Welten fort. Er dachte nicht daran, dass er eigentlich mit übergestülpter Decke auf dem Bett in einem dunklen Zimmer saß, sondern erschuf sich Illusionen, in denen ihm war, als befände er sich vielleicht in einer Höhle, die er auf seinen Streifzügen durch die fremden Länder entdeckt hatte, in der nicht die Taschenlampe das Licht spendete, sondern in der er ein warmes Feuer anmachte, vor dessen gelb flackerndem Schein er von den Erlebnissen der Helden las. In solchen Momenten wähnte er sich als Wanderer in diesen Welten, Welten in denen er manchmal selbst mitten drin, mitten im Geschehen war. Dann las er bewusst ganz langsam, um sich jedes einzelne Detail im Geiste so perfekt wie nur möglich vorzustellen. Neulich malte er sich etwa aus, wie es vor seinem hell erleuchteten Unterschlupf im Unterholz gruselig zu rascheln begann, wie gleich darauf der schwarzhaarige Kopf eines Werwolfs mit glühend roten Augen mitten in der Nacht um die Ecke starrte, wie er knurrte, die Zähne fletschte, wie sein mächtiger, angsteinflößender Körper langsam mit stinkendem, heißem Atem näher kam und was er in dieser Lage wohl unternommen hätte. Nicht selten war er so in seine Fantasien vertieft, dass er sich erst zurecht finden musste, als man ihm die Decke vom Kopf zog und ihn aufforderte, endlich zu schlafen.

Jakob warf einen kurzen Blick hinauf zur Wanduhr und stellte fest, dass es kurz nach halb sieben war. Die Sonne war schon lange verschwunden, dennoch starrte er weiter in den sternenklaren Nachthimmel. Er fragte sich, wo seine Mutter bloß blieb. Um sechs Uhr wollte sie da sein. Während er in Gedanken die möglichen Gründe für ihre Verspätung durchging, drangen Stimmen an seine Ohren. Jakob kannte sie gut. Es waren die Stimmen von Annas Eltern. Anna war neun Jahre alt und wohnte wie Simon ebenfalls nebenan. Sie musste sie wohl auch vernommen haben, denn soeben hörte er, wie sie stürmisch auf den Gang lief und ihre Eltern wild begrüßte. Wahrscheinlich fiel sie ihnen gerade um den Hals, so wie sie es immer machte. Wenn er beobachtete, wie sie ihre Eltern umarmte, wünschte er sich, dass er das mit seinem Vater auch machen konnte. Aber der war schon länger in Urlaub, über vier Monate, sagte ihm seine Mutter, weil er in der Arbeit immer so viel Stress hat und deshalb Urlaub brauchte. Jedes Mal, wenn er seine Mutter danach fragte, wann er denn endlich wieder da sein würde, erzählte sie ihm, dass er ausgiebig Ferien machen müsste, wegen dem Stress. Dann beendete sie den letzten Satz ganz schnell und drehte sich um oder fragte ihn, wie es ihm heute gehe. Das fand er seltsam, weil sie sich sonst nie so komisch verhielt.

Er hörte, wie die Stimmen sich von ihm entfernten, auch die von Anna. Anna, einerseits fand Jakob sie wirklich nett, andererseits aber war sie ihm ein wenig zu aufdringlich. Nie konnte sie ruhig da sitzen und auch sonst war sie immer eine Nervensäge. Ständig wollte sie mit ihm irgendetwas spielen, meistens Vater-Mutter-Kind. Das hasste er. Wieder schweifte sein Blick in Richtung der Wanduhr. Allmählich machte er sich Sorgen. Es war nicht die Art seiner Mutter, so spät zu kommen. Ehe er noch einen weiteren Gedanken fassen konnte, riss jemand die Zimmertür auf. Sie war dunkelgrün und an der Außenseite prangte mittig eine Nummer aus Metall. Es war die Ziffer neun. Die Tür stand sperrangelweit offen und tatsächlich, Anna stand neben ihr. Jakobs Befürchtung schien einzutreten. Sie wollte ihn bestimmt wieder hinauszerren und irgendetwas mit ihm anstellen. Sie kam zu ihm ans Fenster gelaufen und wollte wissen, was er denn noch immer hier drin machte.

"Alle sind schon im großen Saal und sitzen um den riesigen Weihnachtsbaum herum, Jakob. Jetzt komm endlich raus hier!", verlangte sie im Ton eines Feldwebels. Sie trat hinter ihn und legte ihre Hände an die Griffe des Stuhls, in dem Jakob saß. Sie zerrte an ihnen, doch der Stuhl rührte sich nicht. Jakob hatte die Bremse angezogen. Sie wollte die Räder des Stuhls in Gang setzen und Jakob aus Zimmer neun schieben.

"Nein, Anna, entschuldige, aber ich will jetzt nicht. Ich will echt nicht. Mir ist vom Vormittag noch so speiübel, dass ich mich am liebsten gar nicht bewegen will", gab er ihr höflich aber bestimmt zu verstehen. Anna stieß einen enttäuschten Seufzer aus.

"Meine Güte, du wirst ja noch ein richtiger Langweiler!", meinte sie.

"Ist mir egal. Solang ich mich nicht übergeben muss, ist mir alles recht", antwortete er und sah wieder hinaus in die Nacht.

"Aber du kannst doch Weihnachten nicht allein in dem Zimmer hier verbringen! Willst du wirklich nicht raus? Simon hat die Spielekonsole bekommen, die er sich schon so lange gewünscht hat und ich weiß nicht wie viel Spiele noch oben drauf!", versuchte sie ihn doch noch umzustimmen.

"Ja, morgen vielleicht. Ich will nicht. Lass mich einfach hier sitzen", sagte er mit Nachdruck, ohne seinen Kopf vom Fenster abzuwenden.

"Willst du was trinken?"

"Nein."

"Na gut, dann geh´ ich eben wieder zu den anderen. Bis nachher dann", sagte sie, machte sich dahinhoppelnd wieder aus dem Staub und schloss leise die Tür.

Endlich wieder Stille, dachte Jakob. Ihm war nicht nur sehr schlecht, sondern er hatte überdies auch noch rasende Kopfschmerzen, weshalb er für die nun wieder eingetretene Ruhe dankbar war. Vor zwei Stunden war er vom Bett aufgestanden, um am Fenster den Sonnenuntergang besser sehen zu können. Aber jetzt? Wo war seine Mutter nur? Er hätte sie nicht einmal anrufen können, weil er die Nummer in ihrer Arbeit gar nicht im Kopf hatte. Wahrscheinlich musste sie nur wieder länger arbeiten. Genau, sie hatte doch zwei Jobs. Am Vormittag war sie Kassiererin in einem Supermarkt und ab Mittag arbeitete sie einige Stunden als Sekretärin. Beide Jobs brachten keine achthundert Euro ein. Einmal meinte sie, dass sie von dem einen Job nicht leben konnten und eine besser bezahlte Vollzeitstelle fand sie einfach nicht. Ja, sicher musste sie wieder Berge von Briefen für diesen blöden Anwalt schreiben. Aber musste das denn gerade heute sein?

Jakob fuhr im Rollstuhl zum Bett zurück und setzte sich eben auf die Matratze, als erneut jemand die Tür öffnete, diesmal aber wie ein normaler Mensch, so empfand er es. Es war eine ältere Dame, die mit Brille und zusammengeknoteten weißen Haaren auf ihn zukam. Sie trug einen bedrückten, fast besorgten Ausdruck in ihrem Gesicht.

"Na, Jakob?", sagte sie liebevoll.

Es war Schwester Agnes. Eigentlich war sie schon lange in Pension, aber daheim viel ihr zwei Wochen, nachdem sie in Rente ging, die Decke auf den Kopf, also arbeitete sie nun ehrenamtlich in gleicher Position.

"Ich habe gehört, dass dir schlecht ist." "Ja, ziemlich. Und mein Kopf wird bald explodieren, glaub´ ich." "Ach du Armer, ich werde dir gleich ein Mittelchen bringen. Sonst geht's dir gut?", fragte sie fürsorglich, während sie ihre rechte Hand auf Jakobs Stirn legte und mit der linken seinen kahlen Kopf festhielt.

"Eigentlich schon, ja."

"Wunderbar! Ach, da fällt mir ja noch was ein. Ich habe gerade mit deiner Mutter gesprochen. Ich soll dir ausrichten, dass ihr die Verspätung so Leid tut. Sie kommt aber ganz sicher noch, so um neun herum meinte sie. Es gab eine unerwartete Konferenz mit allen Mitarbeitern, für die sie noch einiges machen muss." "Okay, danke. Hab´ mir schon so was gedacht." "In Ordnung. Möchtest du ein paar von meinen Lebkuchen?", fragte sie mit verschmitzter Mine.

Jakob überlegte, was er darauf antworten sollte. Er kannte ihre Lebkuchen. Sie waren lecker und schmeckten besser als jeder im Laden gekaufte. Aber ihm war so übel, dass er jetzt überhaupt nichts hinunter brachte.

"Ja, bitte. Aber ich werde sie später essen. Oder morgen." "Ich bringe sie dir gleich", sagte sie, während er sich hinlegte und Schwester Agnes ihn bis zu den Schultern zudeckte. Dann erhob sie sich wieder, ging in der Mitte des Raumes an den leeren Betten vorbei, die zu beiden Seiten standen, wobei sie nicht umhin kam, ihre Augen über jenes zu richten, das links der Tür stand. Über dem Kopfende hing ein großer, bunt bemalter Zettel an der Wand, mit der Überschrift: "Zum Andenken an Dich, Aaron!" Sie verharrte einige Sekunden vor dem Bild, schaltete dann das Licht aus, zog etwas weißes aus ihrer Hosentasche, machte die Tür hinter sich zu und ging auf dem Gang unter einem Schild vorbei, das von der Decke hing. Darauf stand: "Abteilung für unheilbare Leukämieerkrankungen."

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