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Weihnachtsmänner

© Volker Thomsen


Stille herrschte in dem großen Haus. Das fröhlich lodernde Feuer im Kamin zauberte wabernde Schatten an Decke und Wände. Unter dem bunt geschmückten Weihnachtsbaum warteten die Geschenke darauf von raffgierigen, kleinen Händen aufgerissen zu werden.
Alles wirkte friedlich und harmonisch; sah man einmal von dem toten Weihnachtsmann auf dem Eisbärenfell ab.
James Stanhope Junior saß in seinem Ohrensessel und genehmigte sich einen doppelten Scotch, während er dabei zusah wie das Blut des Toten das Eisbärenfell rot färbte.
War das Fell nicht ein Geschenk seiner Schwiegermutter gewesen? Er konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern etwas derart hässliches gekauft zu haben.
Dieser Weihnachtsmann jedenfalls würde nicht noch einmal in sein Haus einbrechen.
Mit der angestrengten Miene eines Mannes, der eine schwierige Aufgabe zu bewältigen hat, stemmte er sich aus dem Sessel; die rauchende Pistole noch in der Hand.
Obwohl der Schuss ohrenbetäubend gewesen war und ihm immer noch die Ohren klingelten, vermeinte James über sich das Trippeln kleiner Schritte zu hören.
Waren das etwa Ratten? Nun, darum würde er sich später kümmern müssen.
Zuerst einmal würde er die Polizei rufen.
Achtlos warf er die Pistole in den Sessel und suchte das Telefon. Er fand es auf dem Schreibtisch. Wieso stand der überhaupt vor dem Fenster?
Während er wählte und dann dem Freizeichen lauschte, blickte er aus dem Fenster.
Die große Tanne im Vorgarten, die er jahrelang gehegt und gepflegt hatte, war nicht mehr da.
Stattdessen lachte ihm nun ein beleuchteter Plastikweihnachtsmann entgegen.
Bevor er sich darüber weiter wundern konnte, wurde er von einer weiblichen Stimme am anderen Ende der Leitung nach der Name und Art des Notfalls gefragt.
Er hatte gerade noch seinen Namen zu nennen, als er einen dumpfen Schmerz an seinem Hinterkopf verspürte.
Bevor es dunkel um ihn herum wurde, hörte er eine hysterische Frau kreischen: "Du Mistkerl hast meinen Mann getötet!"
Als er wieder zu sich kam, spürte er Handschellen an seinen Gelenken und jemand leuchtete ihn mit einer kleinen, grellen Stablampe in die Augen.
"Wahrscheinlich nur eine leichte Gehirnerschütterung", hörte er eine tiefe Stimme dicht neben seinem Ohr. "Wir bringen ins Krankenhaus und anschließend zurück in die Nervenklinik."
Als die Sanitäter James auf eine Trage hievten, hörte er einen Mann sagen: "Ihr Mann hat wirklich großes Glück gehabt Mrs. OìMalley. Es war nur ein Streifschuss."
"Wieso hat er das bloß getan?", kreischte die Frau.
"Das ist James Stanhope. Früher war das einmal sein Haus gewesen. Ist mit dem plötzlichen Reichtum nicht klar gekommen und durchgedreht. Es war übrigens ziemlich leichtsinnig von ihnen den Haustürschlüssel draußen unter die Fußmatte zu legen. Vermutlich hat er das früher selbst getan, als er noch hier wohnte."
Während James zum Krankenwagen getragen wurde, blieb sein Blick auf den Plastikweihnachtsmann im Garten haften. Oh, wie er Weihnachtsmänner hasste!



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