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Das Mädchen vom Christkindlmarkt

© Christian Klinger


Der Schausteller beobachtete das Kind nun schon geraume Zeit. Er sah seinem übermütigen Tollen zu, wenn es von Holzbude zu Holzbude lief, und sich jedes Mal, wenn es bei der nächsten Bretterwand angelangt war, mit den Händen fröhlich wie von einem Tanzpartner abstieß, um der nächsten Hütte entgegen zu treiben.
"Pass auf! Wirst sehen, die Kleine wird glei´ wieder da sei´", meinte seine Frau bissig.
"Kann schon sein", gab er ihr knapp zur Antwort. Insgeheim hoffte er, dass es so sein würde. Denn er liebte es, sie zu betrachten, wenn sie sich wie ein Kreisel durch die übrigen Besucher hindurch auf seinen Stand zudrehte und wenn dabei ihre Zöpfe im Takt dieses imaginären Tanzes durch die Luft wirbelten.
"Schenkst mir des Windradl da?" Nun stand sie vor ihm.
Sein Herz pochte aufgeregt in der Brust. Wie schon an den Tagen zuvor stand sie nun vor ihm und stellte ihm wieder dieselbe Frage. Dabei deutete sie mit ihren leuchtenden Augen auf das unscheinbare Windrad, das ganz hinten im Eck zwischen den japanischen Monsterfiguren und den koreanischen Babypuppen steckte. Ein schlichtes Spielzeug, das ohne glitzernden Aufdruck oder lärmendes Beiwerk kaum jemandem auffallen wollte.
"Warum möchtest du denn unbedingt dieses Windrad haben?", fragte der Budenbesitzer, der dafür einen finsteren Blick seiner Gattin erntete.
"Weils doch so schen is`!", war die überzeugende Antwort des Mädchens, das dabei züchtig seinen Blick senkte.
Der Mann befand sich in einer Zwickmühle: Würde er dem Drängen des Mädchens und damit auch seinem eigenen Wunsch nachgeben, würde ihm seine Frau zeigen, wie sich die Hölle auf Erden anfühlen konnte. Schickte er das Mädchen abermals weg, würde ihn sein Gewissen wegen dieser Hartherzigkeit plagen. Seine Frau erlöste ihn aus diesem Dilemma, indem sie das Kind anherrschte: "Schau, dass´d weiter kommst, du Fratz!"
Mit enttäuschtem Blick wandte sich das Mädchen ab. Der Mann sah noch seine rote Haarschleife, die es um einen Zopf gebunden hatte, in der Menschenmenge kurz aufblitzen, dann war es seinem Blick entschwunden. Er überlegte, ob er wegen dieses Vorfalls eine Diskussion mit seiner Frau, deren Unerbittlichkeit er nicht mehr länger mitansehen wollte, beginnen sollte, doch wieder kam ihm diese zuvor: "Hast g´sehn, wie dünn die anzogen war? Über manche Eltern kann man sich nur wundern!"
Sie hat Recht, dachte er still bei sich. Ihm war bislang gar nicht aufgefallen, dass das Mädchen nur mit einem kurzen Röckchen, das nicht einmal bis über die Knie reichte, bekleidet war. Selbst mit den Strümpfen, die die Waden einhüllten, schien es nicht ausreichend gegen die beißende Kälte geschützt. Wenn er sich ihr Bild in Erinnerung rief, so kam ihm jetzt der Eindruck, dass die Kleine überhaupt sonderlich gekleidet war. Nicht, dass sie mit ihrer Strickjoppe, dem karierten Rock und den Stutzen an ihren Füßen, die in Lackschuhen steckten, nicht adrett ausgesehen hätte, aber sie wirkte so anders. Er ließ seine Augen über den Platz wandern. Er sah Frauen mit Glatze in Militaryhosen, deren männliche Begleiter die Haare zu einem Zopf gebunden hatten und rockähnliche Umhänge über die Beine trugen. Junge Mädchen mit bunt gefärbtem Schopf, Burschen, deren Haare stilettartig in die Höhe ragten. Ja, war er sich sicher, das Mädchen war anders. Es war etwas Besonderes. Außerdem hatte ihn seine Frau mit ihrer Bemerkung vorhin auf eine Idee gebracht.
"Schenkst mir des Windradl da?"

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Dr. Ronald Henss Verlag, Saarbrücken
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Eingereicht am 30. Juni 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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