Ostergeschichten

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Nie mehr einsam!

© Gaby Schumacher

Hoppel war ein noch recht junger Hase, nämlich so gerade erst erwachsen.

"Mümmel, warum ist es denn nur noch so kalt?"

Ihn fröstelte es. Mürrisch guckte der Hase ringsumher über seine große, an einen Wald angrenzende Wiese und dann hinauf zu den Bäumen. Auf den Pflanzen am Boden und genauso über den Zweigen in der Höh' lag ein hauchdünner, im gleißenden Sonnenlicht strahlendweiß glitzernder Schleier.

"Richtiger Schnee ist das aber nicht - koomisch!"

Hoppel war recht pfiffig und sagte sich: "Gestern war alles klitschnass und nachts war es dann bitter kalt. All die Wassertropfen sind zu Eis geworden."

Damit ihm ja nicht die Pfoten abfroren, sprang Hoppel in extra hohen Sprüngen kreuz und quer über die Wiese und danach zu seinem Lieblingsbaum am Waldesrand. Der hatte ihn während des heißen Sommers mit seiner prächtigen Laubkrone stets vor der sengenden Sonne geschützt. Um ein wenig zu verschnaufen, lehnte sich Hoppel gegen den Stamm.

"Sogar das Rumhopsen ist langweilig so alleine!", seufzte er.

Da vernahm er eine zarte Stimme. Die klang so hell wie eine Glocke. "He, du da unten!"

Hoppel, horchte angestrengt und schaute neugierig umher. Jedoch entdeckte er niemanden. Schon wollte er die Suche aufgeben, als er zufällig nach oben zu dem Zweig direkt über seiner Schnute guckte.

"Dort bewegt sich etwas!"

Aufgeregt trommelte Hoppel mit den Pfoten auf dem Boden herum.

"Halloo! Hier bin ich. Ich sitz' vorne an der Zweigspitze. - Siehst du mich jetzt?" Der Hase guckte genauer hin und erspähte er ein winziges Etwas, dass im leichten Wind ein wenig hin- und her schaukelte. Es war genauso weiß wie all das Weiß ringsherum.

"Überrascht, wiiee?"

"Bist du ein etwa Eiskristall?"

"Erraten! Und du ein Hase, ja?"

"Stimmt, ich wohne hier auf dieser Wiese! - Hast du auch einen Namen?"

"Ich werd' Blinky gerufen."

"Und ich heiße Hoppel."

"Und was tust du so den ganzen Tag?"

"Das ist es ja gerade. Ein Raureifkristall zu sein ist todlangweilig!", jammerte Blinky. "Immer nur an einer Stelle zu sitzen und weiter gar nichts machen zu können ..."

"Hm!", machte Hoppel. "Hier unten ohne Spielkameraden herumzulaufen, ist genauso blöd!"

Blinky musterte Hoppel. Der blickte nachdenklich zurück. Plötzlich fiel dem Hasen etwas Tolles ein: "Blinky, ich weiß was. Au ja, das wird spannend!"

"Was denn?"

"Wir wandern gemeinsam in die weite Welt hinaus!"

"Kannste vergessen, Hoppel. Ich kann hier nicht weg!"

"Das denkst aber nur Du ... !"

Der Hase strich mit seiner Schnute über die Zweigspitze und im nächsten Moment saß das Eiskristall in Hoppels Fell, wo es sofort an einem der Haare fest fror.

"Klirr, endlich runter von dem doofen Ast!"

Dann überlegten sie, wo die Reise hin gehen sollte. Alle warmen Länder kamen nicht in Frage, denn dort wäre Blinky sofort geschmolzen. Also machten sie sich auf den langen Marsch ins Gebirge.

Nun kannte Blinky bisher nur Hoppels Wiese und die umstehenden Bäume. Deshalb fragte es auf der stundenlangen Wanderung den Hasen regelrechte Löcher in den Bauch.

"Was ist das? Wozu ist das gut?"

Je höher sie kamen, umso wohler fühlte sich das Eiskristall und umso mehr glitzerte es darum. Hoppel erzählte dem staunenden Blinky von seinen Abenteuern als Hasenkind, als er noch bei seinen Eltern und Geschwistern gelebt hatte. Darunter war auch viel Lustiges und die Zwei kicherten laut.

Bald schlängelte sich der Wanderweg steil am Berg entlang und es wurde noch kälter als unten auf Hoppels Wiese.

"Hoffentlich haben wir's bald geschafft!" Hoppel schnaufte.

Sie bogen noch um eine Kurve und landeten auf einer weiten Lichtung. Mitten auf dieser Wiese entdeckten sie einen kleinen See, in dem winzige Eisplatten schwammen. Weiter oben an den Hängen wuchsen ringsum Büsche und ein paar hohe Tannen.

"Hier gefällt's mir!", meinte Hoppel.

"Aber bald wird es Frühling und wärmer. Was wird dann aus mir?", fragte Blinky bange.

"Keine Angst!", lachte Hoppel. "Wir klettern noch ein wenig höher bis zu den Büschen. Dort liegt immer Schnee. Da finden wir bestimmt einen gemütlichen Platz für dich."

Der Vorschlag gefiel Blinky. Doch wenige Minuten später klirrte es traurig: "Ich werde mich wieder sehr einsam fühlen ohne dich!"

Hoppel blickte Blinky lieb an. "Nein, das wirst du nicht! Ich lass dich doch nicht im Stich, sondern werd' dich jeden Tag besuchen!" Da strahlte das Eiskristall.

Auf Blinky wartete ein glückliches Dasein im ewigen Eis und Hoppel konnte sogar einen eigenen See sein Eigen nennen.

Und sie hatten sich, denn sie waren Freunde geworden. Beide würden sie nie mehr einsam sein.

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