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Verschmähte Liebe

© Tommy Lachmann


"Das ist ja irre", sagte Ilka zu ihrer Freundin Lena, "wer hatte denn diesen Geistesblitz?"
Eine Schülergruppe des Gymnasiums wollte einen Tanzkursus in der Tanzschule "Rönnbach" belegen. Lena und Kai waren sich als Paar schon einig. Ilka war noch solo. "Wen nimmst du als Partner", fragte Lena. - "Verdammt schwierig", hatte Ilka geantwortete. Sie hatte dann gleich zwei ihrer Favoriten aus der Klasse angemacht, doch die zeigten null Bock auf diesen Trip. Ihr dritter Schwarm war Holger, der bescheidene Einzelgänger. Holger spielte phantastisch Klavier, aber tanzen konnte er nicht. "Den machen wir für dich klar", hatte Kai versprochen.
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"Hey, Holger, hast du Lust auf einen Tanzkurs...", fragte er am nächsten Morgen in der Schule. - "Sauber", freute sich Holger, "habt Ihr auch schon eine Partnerin für mich, ich wüsste nämlich nicht auf die Schnelle wen ich.........". - "Mach dir keinen Kopf", sagte Kai, "ist alles schon geordert. Sie steht neben dir!" - "Was, Ilka?" Holger staunte abschätzend. - "Bin ich dir etwa nicht gut genug?" Provozierend schmiegte Ilka sich an ihn.- "Warum denn nicht", spielte Holger den Lässigen, "allein tanzt es sich ja schlecht". Ilka hatte genau solche Reaktion geahnt und bekam die Krise. Holger liebte nur sein Klavier. Aber das sollte sich ändern.
Tanzlehrer Rönnbach und seine Assistentin Kristina Stübich waren ein Traumpaar, obwohl Rönnbach erheblich älter war. Kristina hatte es Holger sofort angetan! Blond, langhaarig, und das ganze auf Beinen, die man gar nicht mehr aus den Augen lassen konnte, besonders, wenn sich bei den Tanzdrehungen ihr Röckchen in die Höhe schraubte.
Holger stand in Flammen und Ilka war sofort abgemeldet. Am Schluss der ersten Stunde trieb es Holger an den Flügel, denn er wollte Kristina imponieren. Tatsächlich fuhr sie total auf seine Musik ab und flötete ihm das Wort "superspitzenmäßig" ins Ohr, dass ihm Hören und Sehen verging. Aber dann tanzte der Chef an und polterte fröhlich: "Nicht übel, Sie sind ja ein toller Pianist, junger Mann. Aber nun ist Schluss mit Genuss, wir schließen!"
Holgers Gruppe hatte längst den Abflug gemacht und ihm fiel ein, dass es sich wohl gehört hätte, Ilka nach Hause zu begleiten. "Hast du Ilka etwa allein gehen lassen", zeigte sich Kristina betroffen, denn sie fühlte sich mitschuldig. - "Macht nix", winkte Holger ab, "warum trabt die denn auch ohne mich los?!" - "Na, na", drohte Kristina schelmisch, "das gehört sich aber nicht!" - "Na, gut", knurrte Holger, "will versuchen, mich zu bessern". Er machte eine übertriebene Verbeugung und stakste davon. Kristina aber ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
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"Tut uns so leid für dich, Ilka", sagte Lena. Kai nickte zustimmend. Sie hatten Ilka bis vor ihre Haustür begleitet. "Da hast du dir mit Holger doch den Falschen gegriffen", bedauerte Lena. - "Wohl wahr", gab Ilka enttäuscht zu, "der Kerl hat sich benommen wie die Axt im Walde". - "Der steht doch auch gar nicht auf Weiber", mischte Kai sich ein, "habt Ihr das denn nicht geschnallt?" - "Komm, - du hast´n echten Knick in der Linse", lachte Lena, "dieser Scherzkeks hat die Stübich doch gleich so triefend angeglotzt, als sie ihre erste Drehung machte!" Alle drei kicherten. "Das ist mir gar nicht aufgefallen", tat Kai scheinheilig, denn auch ihn hatte Kristina mächtig angetörnt. "O.K.", sagte Ilka, "es war ein Versuch. Ich bin nur sauer über seine Art". - "Ja, die ist total affig", bekräftigte Lena. "Du kannst ganz andere Typen haben als Holger", tröstete Kai rührend, "tolle Kerle, die tierisch auf dich abfahren!" - "Logo, und ob! - Soll ich euch mal sagen? - Nein, da kommt Ihr nicht drauf! Ein total süßer Typ - er ist ganz heiß auf mich! - Dagegen ist Holger ein Witzbold!" - "Wer denn", fragten Lena und Kai gespannt im Duo. - "Darüber spreche ich lieber noch nicht - man soll vorher nichts zerreden! - Wartet es einfach ab!" - "Na dann - viel Glück! Und tschüß".
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Dienstag und Donnerstag sah man sich ab 18 Uhr in der Tanzschule, aber Holger war das zu wenig. Kristina wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf und zog ihn magisch an. "Hey", begrüßte sie ihn jedesmal mit strahlendem Lächeln, wenn er viel zu früh zum Training auftauchte, und zum Schluss saßen beide wieder am Flügel. Immerhin aber zogen Ilka und Holger wenigstens noch ihr Programm durch und Holger brachte Ilka danach pflichtbewusst nach Hause. "Du brauchst mich aber nicht zu bringen", sagte Ilka cool. - "Egal", winkte Holger ab, "liegt sowieso fast auf meinem Weg!" - "Sehr charmant", grollte Ilka.
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Holgers Träume waren in greifbare Nähe gerückt, denn Kristina hatte ihm gesungen, dass sie täglich auch tagsüber in der Tanzschule sei. Das beflügelte seinen Einfallsreichtum und er konstruierte mit Hilfe seines besten Freundes Lars einen Plan. Lars, schon mit eigenem Turm, mimte den großen King in Sachen Liebesfragen. Ihn nervte Holger ständig mit seinen Problemen. Lars lachte auch heute amüsiert und gab seinen heißen Tipp: "Wenn du zu ihr gehst, nimm ihr ein kleines Geschenk mit, und wenn es nur eine Tafel Schokolade ist. So was kommt immer gut!" Aber dann wurde er skeptisch: "Da bin ich mal gespannt, ob du diese Superbiene wirklich an Land ziehst, - vielleicht solltest du vorher lieber erst mal kleinere Brötchen backen". - "Nee", strahlte Holger siegessicher, "du solltest mal sehen, wie diese Puppe auf mich abfährt!" - "Na, dann man viel Glück! Und hinterher erbitte ich einen genauen Bericht!" Dann sah Lars auf die Uhr: "Es wird Zeit für deinen Abmarsch, ich erwarte auch noch Besuch". - "Nanu, wer kommt denn?" Holger wurde neugierig. "Eine tolle Flamme schwebt gleich ein", sagte Lars wichtig, "mach die Fliege, Alter und toi, toi, toi für dich!"
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Holger machte sich am nächsten Tag happy auf die Socken. Aufgedreht trabte er ins nächste Kaufhaus und holte die empfohlene Tafel Schokolade, eine besonders süße Sorte mit Erdbeerfüllung. Sie sollte seine Liebe symbolisieren.
Dann stand er in der Straße seiner Sehnsucht und stierte nervös in das Schaufenster des "Zweirad-Centers". In der Scheibe nämlich spiegelten sich die Fenster der Tanzschule gegenüber. Ewige Zeit verging, aber dann entdeckte er Kristina im Spiegelbild oben am Fensterim zweiten Stock. Offenbar wurden jetzt die Räume gelüftet.
Mit lautem "Hallo" und wild schwenkenden Armen rannte er los. Kristina lachte, als sie ihn erkannte und winkte ihn zu sich rauf.
Oben war er nun zum erstenmal allein mit ihr, aber diese neue Situation verunsicherte ihn total. Was sollte er tun? Jetzt an den Flügel zu gehen, wäre sicherlich albern gewesen. "Na, wie geht´s denn so", gab er sich locker. - "Viel Arbeit und wenig Zeit", reagierte Kristina unerwartet cool.
Nein, das war nicht der herzliche Empfang, den er sich erträumt hatte. "Habe da unten gerade ein "Bike" im Auge. Ein heißes Teil! - Reiner Zufall, dass ich hier bin", log er enttäuscht. Als sie nicht darauf reagierte, trat er gleich den Rückzug an: "Habe nicht viel Zeit, muss gleich wieder losdüsen". - "Setz dich doch einen Moment", sagte sie höflich. Holger setzte sich hölzern, fingerte nervös an der Tafel Schokolade herum, fand aber nicht die richtige Gelegenheit zu einer Übergabe. Schon viermal hatte er sie wieder verstohlen in die Tasche zurückgedrückt.
"Ein Superwetter heute", startete der Junge neu. - "Ach wirklich?" Kristina lächelte. Holger drückte die Schokolade und überlegte, was ein Mann wohl in solcher Situation mit einer Frau anstellt. Unvermittelt sprang er auf, ergriff ihre Hand und bemerkte, dass sich in seinem Hals ein gewaltiger Kloß breit machte. Mit feuerrotem Kopf stand er vor ihr, aber dann gelang ihm doch der abgedroschene Satz: "Weißt du eigentlich, was du mir bedeutest?"
Als sie ihm daraufhin ihre Hand entzogen hatte, griff er instinktiv wieder zur Schokolade, die nun buchstäblich überflüssig geworden war. Sein Herz pochte wild, als er Kristina sagen hörte: "Aber Holger, was soll denn dieser Unsinn? Jetzt sei bitte vernünftig. Wenn du etwas für mich empfindest, muss sich das schnell wieder ändern. Du bist doch viel zu jung für mich und gehst noch zur Schule". Hatten ihn diese Worte allein wie Peitschenhiebe getroffen, so kränkte es ihn besonders schmerzlich, als er jetzt hörte: "Entschuldige, Holger, aber du bist doch auch wirklich nicht der Mann, auf den ich gewartet habe. Wie kommst du denn nur auf solche Idee?"
Aus der Traum. "Nimm es nicht so tragisch", sagte Kristina freundlich, "du bist noch so jung. Wie ist es denn mit deiner Partnerin Ilka. Sie ist doch ein tolles Mädchen. Um sie solltest du dich bemühen!" Mit diesen Worten reichte sie ihm freundschaftlich die Hand, aber zog sie sofort erschrocken zurück, denn ihre Finger klebten jetzt voller Schokolade mit einer duftenden Erdbeermischung. "Iiih - gitt" hörte Holger sie noch schreien, dann war er draußen.
Das war sein letzter Auftritt in der Tanzschule, ganz ohne Abschlussball, auf den er sich eigentlich gefreut hatte. Zwei Tage blieb er im Bett und klagte über rasende Kopfschmerzen.
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Die Beichte bei seinem Freund Lars tat Holger gut. Hier konnte er sich endlich von seiner seelischen Last befreien. Missgeschicke aber machen seltsam schnell die Runde und Lars hatte in der Penne längst erfahren, wie die Sache gelaufen war: Abgeblitzt mit Pauken und Trompeten!
"Was die in der Penne so erzählen", winkte Lars ab, "das muss ja nicht stimmen. Die waren doch alle gar nicht dabei. Aber die Geschichte ist wohl ganz lustig gelaufen, wie man hört. - Natürlich nicht für dich, du Ärmster", heuchelte er jetzt, "aber du kennst ja die Gerüchteküche. Nun berichte mir mal ausführlich, wie es wirklich war!"
Holgers Selbstmitleid ließ ihn aus dem Vollen schöpfen: "Alles Banane", begann er, "diese blöde Ziege hat mich ja so tierisch verladen. War ein mieser Abgang für mich, ein Saugefühl sag´ ich dir! Stell dir vor......"
Er schmückte die Geschichte mächtig aus und machte sich dabei selbst so richtig zum Affen. Lars kicherte schadenfroh: "Bleib cool, Alter. Gegen Rönnbach, den alten Knochen, hattest du doch echt keine Chance!" Dann lachte er laut: "Da warst du ja typisch der Igel auf der Klobürste! - Allerdings mit einem besseren Geruch - hm - nach Schokolade und Erdbeeren!" - "Pech", sagte Holger, "dafür habe ich jetzt für die Penne einige Aufgaben nachzuholen", und machte den Abgang.
Als er draußen war, rief Lars in Richtung Küche: "Hallo, Kleines, du kannst jetzt rauskommen!" In der Küchentür erschien fröhlich lachend Ilka. "Dieser Typ ist doch ein total abgedrehter Irrer", sagte sie und schüttelte abfällig ihren Kopf. - "Na", fragte Lars, "bist du jetzt wenigstens auf deine Kosten gekommen?" Dabei nahm er sie in seine Arme und küsste sie. "Echt cool", sagte Ilka befriedigt. - "Und", fragte Lars, "was bekomme ich dafür? Hast du noch etwas Zeit?" - "Natürlich, für dich immer - das weißt du doch!"



Eingereicht am 27. Oktober 2006 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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