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Liebesgeschichten Liebe Romantik love story

Eine Elfe für Giulio

© Anna Jules Bench


Zappelig saß sie auf ihrem Stuhl und ihre langen braunen Locken kräuselten sich im Sonnenlicht, in mindestens drei verschiedenen sehr schönen Brauntönen.
Als sie aufsah, konnte man ihr engelgleiches Gesicht sehen, gleichmäßig, eben, jung und frisch und ich musste einen Blick auf ihre Lippen werfen, die voll und rund waren, von einem dunklen Rot - wie Schneewittchen sah sie aus, wenn sie nur nicht so schrecklich herumzappeln würde.
Gedankenverloren sah sie aus dem Fenster, was sie wohl sah? Irgendwas schien ihre Aufmerksamkeit zu erregen, denn sie stand jetzt tatsächlich still und man konnte sehen, wie zerbrechlich sie wirkte, die schmalen Fußfesseln und Handgelenke, die jetzt schlaff an ihrem Körper herunterhingen.
Dann drehte sie sich zu mir um, legte den Kopf leicht schief und lächelte, hinter mir war die Wand, sie konnte nur mich meinen.
"Gehen wir ein Eis essen unten am Brunnen?" Sie deutete aus dem Fenster auf die Straße.
"Ich habe hier einen Termin …", stammelte ich, überrascht dass sie sprechen konnte, und fragte mich schon insgeheim, wie alt sie wohl sein möge, sehr jung, viel zu jung vermutete ich.
"Ich habe auch einen Termin, aber das Wetter ist viel zu schön für Termine", schwärmte sie und legte den Kopf wieder leicht schräg, wobei ihre Locken vom Rücken seitlich über die Schulter rutschten.
Sie hatte mich entwaffnet, ich lächelte: "Dann komm, ich hol mir nur einen neuen Termin", sagte ich und schon hüpfte das Energiebündel freudig an mich heran: "Ich bin Caro", säuselte sie und streckte mir ihre Hand entgegen.
"Giulio." Und wir schüttelten uns die Hand.
Voller Elan tanzte sie vor mir die Stufen durchs Treppenhaus hinab, bis auf die Straße, gleich rechts war das Eiscafe, wo sie wartete und mich mit ihren Augen im Treppenhaus fixierte. Wir bekamen unser Eis und ich wollte mich gerade in einem der Metallstühle fallen lassen, als sie mich fortzog, zum Brunnen, in der Mitte des Marktplatzes. Wir setzten uns auf die Außenmauer, sie setzte sich links von mir, zog einen Schuh aus und nahm dann wie auf einem Pferd Platz, ihr rechter Fuß baumelte nun im Wasser.
In meinem Kopf arbeitete es, was machte ich hier überhaupt, mit so einem jungen Mädchen in der Mitte des Marktplatzes. Sie schien zu merken, dass ich in meinem Kopf total mit mir selbst beschäftigt war und sie anstierte.
"Am Wasser wäre es jetzt schön, meinst Du nicht? Ich würde gerne schwimmen", sagte sie.
Sie wollte mit mir Schwimmen gehen, das war eine fantastische Aussicht, denn es wurde bald Mittag und es war schon jetzt ziemlich warm draußen.
"Ja, dann sollten wir Handtücher holen und zum See fahren. Aber bevor ich mit dir überhaupt irgendwohin fahre, hab ich ein paar Fragen an Dich."
Sie lächelte und entfachte sich als atemberaubende Schönheit, während sie äußerst sinnlich mit den Schneidezähnen anfing an ihrer Waffel zu knuspern. Dann rutschte sie näher und ihre Hand näherte sich meinem Gesicht, mit dem Zeigefinger fuhr sie einmal von innen nach außen über meine Augenbraue, dann lächelte sie.
"Was willst Du denn wissen?" Ihr Lächeln wurde nun verführerisch und wissend und ich hörte ein Rauschen in meinem Kopf.
"Auf dem Weg zum See …", sagte ich und stand auf, sofort war ich wieder Herr der Lage, oder glaubte ich das nur?
Sie zog ihren Schuh an und stellte sich auf die Mauer vor mich, wie eine Elfe stand sie da, fehlten nur noch Pergamentflügel an ihrem Rücken, durch die man die Wassertropfen des Springbrunnens wie bunte Perlen hätte sehen können.



Eingereicht am 25. April 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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