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The devil of war

© J. Workmen


Sandwirbel verdunkelten vorübergehend die Sonne, als ein Helikopter sich langsam niederließ. Der Seitenflügel war bereits geöffnet und noch bevor der Hubschrauber aufsetzen konnte, sprangen vier Personen aus der seitlichen Öffnung.
Zwei knieten sich mit schussbereiten Waffen seitlich nieder, während die zwei anderen Soldaten ein Stück weiter vorliefen, um sich schließlich auch sichernd hinzuknien.
Nach der Landung sprangen neun weitere Soldaten heraus. Einige Gegenstände wurden noch aus dem Heli herausgereicht, dann hob er bereits wieder ab.
Geduckt bewegte sich der Schwarm der Männer vorwärts. 500 Meter außerhalb der Landezone war bereits die Vorhut dabei, zwei Löcher zu graben. Drei Soldaten, bepackt mit den herausgereichten Gegenständen, ließen diese in die Löcher gleiten, woraufhin umgehend die Löcher zugeschüttet wurden.
Wabernde Hitze zeichnete sich über dem Wüstensand ab. Weit hinten, vor Hitze flimmernd, zeigte sich nach Abebben des Sandwirbels, hervorgerufen durch den Rotor, eine kleine Stadt.
Bei näherem Hinsehen eigentlich eher mehr Häuserruinen, die in diesem Gebiet aber häufiger zu sehen waren. Die gesamte Gruppe der Soldaten kniete um einen Plan. Alle in Uniformen, der Landschaft angepasst. Bis auf die wenigen Gerätschaften, die sich meist an dem Gürtel der Soldaten befanden, trugen sie weder Abzeichen noch Dienstgrade.
Kurze Zeit herrschte Ruhe. Dann folgten Zielkoordinaten aus den Knöpfen, die jeder einzelne Soldat in seinem Ohr trug. Und die Meldung, dass nach einer Wärmemessung derzeit eine freie Zone vorhanden sei, was soviel bedeutete wie: keine Feindberührung.
Fast gemächlich erhob sich die Gruppe und lief langsam auf die vor ihnen liegende Stadt zu. Im Gegensatz zu Filmen bildeten sie keine Reihe oder strategische Ausrichtung. Fast könnte man meinen, sie befänden sich auf einem Spaziergang.
Auffällig war nur die Ruhe, die diese Gruppe umgab. Kein Klappern, keine Gespräche, keine Funkfetzen, die die Stille zerschnitten. Und mit jedem weiteren Schritt wurden sie Eins mit ihrer Umgebung, verschmolzen mit dem Sand und den Sonnenstrahlen, die jetzt wieder die Umgebung aufheizten.
***
Ein kurzes Knacken im Ohrstöpsel verriet dem Soldaten die ankommende Meldung.
'Echo One, 93 - 74 200 TAC'
Der Soldat bog sein Mikro etwas näher an seinen Mund und flüsterte kurz etwas zurück. Dann erhob er sich etwas in eine gebückte Haltung und wies mit seiner Hand leicht schräg nach unten.
Zwei weitere Soldaten wiederholten die Bewegung und zu dritt umrundeten sie langsam die Mauer, vor der sie sich hingekniet hatten.
Vorsichtig bewegten sie sich vorwärts. Irgendwo in einem der Gebäude vor ihnen befand sich eine Gruppe Personen, die per Wärmemessung aufgezeichnet wurde. Eigene Einheiten wurden ausgeschlossen und nichts deutete darauf hin, dass diese Meldung als zuverlässig eingestuft werden konnte.
Mit langsamen Schritten bewegte sich das Dreierteam weiter.
***
Ein ohrenbetäubendes Knallen durchbrach die Stille, Meldungen überschlugen sich und kurz darauf hörte man heftiges Gewehrfeuer.
Dunkle Rauchfahnen erhoben sich an zwei weiter entfernten Stellen, während das Dreierteam mit kurzen Schritten auf das vor ihnen liegende Gebäude zueilten.
Ein kurzer, gesprungener Tritt und die Tür brach mitsamt bröckelndem Mauerwerk nach innen. Rauch, von einer geworfenen Rauchgranate eines anderen Soldaten versperrte jedem kurzfristig die Sicht. Schutzbrillen ermöglichten dem Dreierteam allerdings eine Sichtzone von 80%, während sie in das Gebäude eindrangen.
Dann folgte der Zusammenstoss.
***
Der erste Soldat umrundete eine eingefallene Hausmauer innerhalb des Raumes, als er auch schon die weiteren Personen entdeckte. Bevor er sich einen Überblick verschaffen konnte, hörte er das Klicken der herumgerissenen Waffen und spürte dumpf den Anprall mit der Person, die zeitgleich mit ihm in die entgegengesetzte Richtung die Mauer umrunden wollte.
Hinter ihm ertönte gezieltes Feuer, während er einen Ausfallschritt nach links machte, den Lauf der Waffe des Fremden herunterschlug und mit dem Kolben seines kurzläufigen Maschinengewehrs den Hals der ihm gegenüberstehenden Person traf.
Das kurze Röcheln bewies ihm die Effektivität seines Schlages und sein Kopf ruckte sichernd herum.
***
Sein eingeschränktes Blickfeld machte es ihm unmöglich, sofort alles zu überblicken. Doch eine weitere Person erschien in seiner Reichweite, die sich scheinbar in liegender Haltung auf einer anderen Person befand. Ein kurzer Feuerstoss verließ seine Waffe, als er die Bewegung des von ihm Niedergeschlagenen bemerkte und wie in Zeitlupe verfolgte er, wie die Projektile den Rücken des Liegenden zerfetzten.
Dann bewegte er sich vorwärts, auf die scheinbar liegenden Personen vor ihm, zu.
Hinter ihm spürte er die Bewegungen seiner zwei Teamkameraden, während er mit gesenktem Kopf urplötzlich stehen blieb.
***
Ein Gefühl der Übelkeit überkam ihn und er hatte das Gefühl, er müsste sich übergeben.
Eine junge Frau, die mit einer Hand fest den Hals der über ihr liegenden Person umklammerte.
Wimmernd, fast in Embryohaltung lag sie zwischen dem Wust von vier weiteren, inzwischen getöteten Personen, alle mit entblößten Unterleibern. Ihre Brüste waren zerschunden, der Körper verdreckt und über und über mit einer weißlichen Flüssigkeit bedeckt. Weit aufgerissene Augen, die Uniformteile des Oberkörpers zerfetzt und die herausgeschlagenen Zähne ließen ihre Geschichte erahnen.
Blut sickerte zwischen ihren Schenkeln hervor, bildete eine leicht zähflüssige Lache, als sich der Soldat, seine Übelkeit unterbindend, den schlaffen Körpers der ihm unbekannten Person von und aus ihr zerrte. Ihr Gesicht war seltsam verzerrt und zerkratzt und er vernahm dass Knirschen ihrer wenigen verbliebenen Zähne, als sie ihren Mund fest zusammenpresste.
Ein neuer Schwall Blut strömte zwischen ihren Schenkeln hervor, Hautfetzen vermischten sich mit dem Blut. Kurz glitt er mit seinen Händen über ihren Körper, untersuchte einen tiefen Riss kurz unter der rechten Brust, der etwas helles, scheinbar ein Stück ihrer Rippe, zeigte.
Plötzlich spürte er einen Schlag, der ihm die Wange aufriss. Dann traf ihn das Knie in den Bauchbereich. Zusammengekrümmt verfolgte er, wie seine anderen zwei Teammitglieder die Frau festhielten, unter den Armen packten und versuchten, sie in Richtung Ausgang zu ziehen.
Sie ruderte mit den Armen, schrie und versuchte sich zu wehren. Wild mit den Augen rollend trat sie nach einem der Soldaten während sie unzusammenhängende Wortfetzen ausstieß.
Ihr Körper krümmte sich. Ihr Rücken bog und wand sich gegen die festen Griffe.
Einer der Soldaten drehte ihr den Arm auf den Rücken. Überall an ihrem Körper befanden sich Risse. Blut strömte aus einigen tiefen Wunden, während der andere Soldat ihr einen Schlag auf eine bestimmte Stelle versetzte. Einen kurzen Moment konnte man das ungewollte Brechen eines Armes hören, als sie bewusstlos durch den Schlag zusammenbrach und durch einen unkontrollierten Muskelreflex mit aller Kraft den gedrehten Arm in die entgegengesetzte Richtung des haltenden Soldaten bewegte.
Ihre Pupillen rollten weg, dann hing sie schlaff in den Armen der Beiden.
***
Draußen erklangen noch drei Schüsse. Dann unwirkliche Stille.
Man hörte das Schaben der Füße auf dem Sand, während die beiden Soldaten die Frau hinter sich herzogen.
Blut vermischte sich mit dem Sand, versickerte und hinterließ eine leichte Spur, fast anklagend.
Das Dreierteam bewegte sich schweigsam wieder zurück. Der letzte Soldat, mal nach vorn, mal nach hinten sichernd, bis sie vor der Außenmauer des Dorfes wieder alle zusammentrafen.
Einer setzte den kurzen Funkspruch zur Abholung ab. Doch sonst wurde kein weiteres Wort unter den Soldaten gewechselt.
***
Lärm zerschnitt die Stille, das Geräusch des Rotors schien aus der Hölle zu kommen. langsam senkte er sich nieder.
Einige Soldaten halfen beim Einladen der Verletzten, während andere die hinterlassenen Gegenstände ausbuddelten und zurück in den Helikopter reichten.
Schließlich drangen wieder Schreie aus dem Helikopter. Ein Soldat presste die Erwachte auf den Boden, während ein Anderer die Erstversorgung unternahm. Zeitgleich sprangen alle verbliebenen Soldaten in den Helikopter.
***
Sand wurde aufgewirbelt, als der Helikopter mit dem Steigen begann.
Zwei Soldaten, als Sicherung vor dem Helikopter hinterblieben, sprangen auf und hakten sich in die Fußrasten ein, weiterhin sichernd.
Und während der Helikopter immer höher stieg, blickten sie auf die Körper der zwei tot zurückgelassen Teammitglieder zurück, während zwei Tags einsam am Haken der Rückwand baumelten, in der Sonne blitzten als wollten sie den Irrsinn des Krieges anmahnen.



Eingereicht am 12. September 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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