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Eingereicht am
02. März 2007

Die drei Schlingel von der Nordsee

© Jürgen Kleschnitzki

Das Neue Jahr ist angebrochen, viele Aufregungen haben Hipp, Hopp und Robbienchen durch die lange Weihnachtstage und Silvester hinter sich gebracht. Die vielen Spielsachen, die die drei vom Christkind bekommen haben, sind zum Alltag geworden und nicht mehr ganz so interessant. Auch das Schwänzchen von Häschen Hipp, das von den verbotenen Silvesterknallern angebrannt war, ist mittlerweile wieder verheilt, so dass die drei zu neuen Abenteuern aufbrechen konnten.

Draußen war es strenger Winter geworden, die Nordsee war zugefroren und eine dicke, weiße Schneedecke überzog wie Puderzucker das Land. Die Menschen eilten, ganz dick angezogen und mit warmen Mützen auf dem Kopf, durch die in der kalten Luft tanzenden Schneeflocken, um schnell einige Besorgungen zu machen oder einzukaufen. Rasch kehrten sie aber in ihre warmen Häuser und Stuben zurück, denn ihre Nasen waren von der eisigen Kälte schnell ganz rot geworden.

Auch für Robbienchen war es jetzt auf der Sandbank vor Juist nicht so angenehm, obwohl sie sich zur Winterzeit eine dicke Speckschicht, die sie vor der Kälte schützen sollte, zugelegt hatte. Besser ging es da schon Hipp und Hopp in ihrer gemütlichen Häschenhöhle, dort war es noch einigermaßen warm. Aber wenn sie ihre Höhle verließen, um durch die Dünen zu rennen und zu spielen, war es auch dort winterlich kalt geworden. Auch die Rehe, die sie bei ihren Streifzügen trafen, hatten sich ein dickes Winterfell zugelegt, und waren auf der beschwerlichen Suche nach Futter. Aber in den Dünen mit den kleinen Wäldchen haben tierliebende Menschen dafür gesorgt, dass all die dort lebenden Tiere genügend zu essen bekommen. So haben sie dort mit viel Liebe Futterstellen errichtet und sorgen regelmäßig dafür, dass auch genügend Futter wie Heu, Eicheln und auch Rüben, die die Tiere besonders gerne mögen, von allen vorgefunden wird.

Aber Hipp, Hopp und Robbienchen sehnten sich doch so nach Sonne und Wärme, sie träumten von weißen Stränden mit ihren im lauen Wind sich wiegenden Palmen.

So kamen unsere drei Freunde auf die Idee, sich ein Floß mit einem großen Segel zu bauen, um damit über das unendlich weite Meer in ein warmes Land zu segeln. Sie machten sich also auf den Weg, um im nahe gelegenen kleinen Wald nach Baumstämmen zu suchen, aus denen sie dann das Floß zusammenbauen konnten. So erzählten sie allen von ihrem Plan, in ein fernes warmes Land mit dem Floß zu reisen, und alle Tiere halfen begeistert mit, die Baumstämme zusammen zu tragen. Auch zwei kleine Biber waren plötzlich zur Stelle, die ganz flink und behände mit ihren scharfen Zähnen mehrere Fichten fällten und von ihren Ästen befreiten, was die Arbeit ungemein erleichterte, so dass sie ihre Arbeit schnell zu Ende bringen konnten.

Nun lagen zwanzig lange Fichtenstämme im Wald vor ihnen, als sich Hipp, Hopp und Robbienchen die Frage stellen mussten, wie sie die langen Stämme denn wohl am leichtesten zum Wattenmeer schaffen könnten, denn sie mussten sie ja auch noch mit langen Seilen verbinden und verknoten, damit sie im Wasser nicht auseinander treiben konnten und unsere drei Freunde nasse Füße bekamen. Da meldete sich der eine Biber, der so toll beim Fällen der Bäume geholfen hatte, zu Wort und meinte, man könne doch die zwei Pferde, die er auf der Weide gesehen hatte, um Hilfe bitten. Sie seien doch stark genug, um die Holzstämme an einem langen Strick zum Wattenmeer zu ziehen.

So schnallten sich Hipp und Hopp ihre Körbchen auf den Rücken, und alle machten sich zunächst auf den Weg zur Futterkrippe im Wald. Hier packten sie allerlei Leckereien, aber vor allen Dingen die geschnittenen Rüben, in ihre Körbe, um die Pferde damit zu füttern, damit sie auch kräftig und stark genug waren, die langen Baumstämme zum Strand am Wattenmeer ziehen zu können, so dachten sie sich.

Beschwerlich mit den schweren Körben auf ihren Rücken, stapften sie dann durch den tiefen Schnee und die Eiseskälte, um die Pferde um Hilfe zu bitten. Damit sie schneller voran kamen, hatte Robbienchen plötzlich die Idee, allen voran durch den Wald und die Dünen zu robben, denn mit ihren großen Vorderflossen konnte sie den Schnee wunderbar an die Seite schaufeln.

So kamen sie zügig und nach kurzer Zeit an der Pferdekoppel an, wo sie schon wiehernd und fröhlich von den Pferden begrüßt wurden. Zunächst sagten sie den Pferden, bei dem vielen Schnee könnten sie doch nichts auf der Weide zu fressen finden, ob sie denn überhaupt keinen Hunger hätten. Da meinten die Pferde, sie hätten morgens im Stall zuletzt nur trockenes Heu und etwas Wasser bekommen, das nächste Fressen gäbe es erst wieder abends, wenn sie wieder in den Stall gebracht würden.

Ha, meinte da Häschen Hipp, man könne ja einen Tausch machen, sie hätten in den beiden Körben, die sie auf dem Rücken trugen, jede Menge von leckeren Rüben. Die Pferde schnalzten mit ihren großen Zungen, gierig das leckere und saftige Futter zu bekommen. Da erklärten Hipp, Hopp und Robbienchen den Pferden, dass sie nur zwanzig lange Baumstämme aus dem Wald zum Wattenmeer ziehen sollten, damit sie sie zu einem Floß zusammen binden könnten. Die Pferde waren begeistert, das sei doch kein Problem, denn es waren ja nur für jeden zehn lange Stämme.

So füllten die drei die mitgebrachten Rüben in den Futtertrog der Pferde, die sich auch sofort über die leckere Mahlzeit hermachten und es sich recht gut schmecken ließen. Hipp und Hopp mümmelten auch noch schnell eine aus der Hasenstube mitgebrachte Möhre, und so machten sich alle gestärkt auf den Rückweg in den Wald, um die Baumstämme von dort zum Wattenmeer zu bringen.

Im Wald angekommen, gab es aber dann doch noch ein Problem. Wie sollten die lieben Pferde denn die schweren Stämme ziehen, ohne ein langes Seil war das doch nicht möglich. So rannten Hipp und Hopp zum Strand zurück, um diesen nach Resten von Fischerbooten abzusuchen, denn oft, und das wussten die beiden, verloren die Fischer auf dem Meer Teile ihrer Netze, an denen lange Seile hingen. Mit der Flut wurde dann alles an den Strand geschwemmt, und das sollte Hipp und Hopp jetzt zu Gute kommen.

So mussten die beiden einige Kilometer weit am Strand entlang laufen, bis sie an einer Buhne, die noch halb vom Meer überspült wurde, das Gesuchte fanden. Ein Netz mit langen Seilen daran hatte sich in der Buhne verhakt, sogar ein Fisch zappelte noch darin, bestimmt eine willkommene Zwischenmahlzeit für Robbienchen, die im Wald geblieben war, denn sie konnte nicht so schnell laufen, wie die beiden Hasen.

Hipp und Hopp rollten das Gefundene zu einem Bündel zusammen, den Fisch legten sie behutsam in ihr Körbchen, und machten sich gemeinsam auf den beschwerlichen Rückweg in den Wald, wo sie schon sehnsüchtig von den anderen erwartet wurden, denn die Zeit drängte, es würde bald Abend werden und die Dunkelheit über das Land ziehen.

Doch bevor es soweit war, verspeiste Robbienchen zunächst den von Hipp und Hopp mitgebrachten Fisch, und alle machten sich dann gemeinsam an die Arbeit. Die langen Seile, die sie von den Fischernetzen abgetrennt hatten, banden sie an das Geschirr der Pferde, und die andere Seite schlangen sie um die mittlerweile von Eis und Schnee bedeckten Baumstämme.

Vom Futter und vom Ausruhen gestärkt, legten sich die beiden Pferde mächtig ins Zeug und zogen so einen Baumstamm nach dem anderen zum Wattenmeer hinunter, bis alle zwanzig nebeneinander lagen. Die Seile, die die Pferde zum Ziehen der Stämme brauchten, wurden nun um die Stämme gelegt, so dass jeder einzelne Stamm mit dem anderen fest verbunden war, so dass letztendlich das von Hipp, Hopp und Robbienchen geplante Floss entstand. Nun fehlte nur noch der Mast mit dem großen Segel und eine kleine Holzhütte, in der sie bei schlechtem Wetter Unterschlupf finden wollten.

Dies war aber an einem Tag alles nicht zu schaffen, die Dunkelheit brach langsam herein, und man beschloss, sich am nächsten Tag am Strand des Wattenmeeres wieder zu treffen. So verabschiedeten sich alle voneinander, den Pferden dankten sie noch einmal für die große Hilfe, und jeder machte sich auf den Heimweg, um die Nacht geruhsam zu verbringen. Die Pferde gingen in ihren Stall, die Biber in ihre Höhlen, Hipp und Hopp in ihre kuscheligen Hasenhöhlen, nur Robbienchen hatte noch einen längeren Weg vor sich, sie musste noch bis zur Sandbank zwischen Norderney und Juist schwimmen.

Die Hasenmama von Hipp und Hopp wartete schon sehnsüchtig vor der gemütlichen Hasenhöhle auf ihre beiden Stromer, als die beiden müde und strapaziert von der schweren Arbeit, die sie ja so nicht gewöhnt sind, vor ihrem Hasenheim ankamen. Besorgt fragte die Hasenmama die beiden, wo sie denn so lange gewesen seien. Dann erzählten sie von ihrem und Robbienchens Plan, mit einem selbst gebauten Floss in ein Land zu segeln, wo die Sonne scheint und sich die Palmen im warmen Wind am Strand wiegen. Dafür seien sie im Wald gewesen, die Biber hätten ihnen geholfen, Bäume zu fällen, die Pferde hätte sie zum Wattenmeer gezogen, und alle anderen waren behilflich, die Stämme zu einem Floß zusammen zu bauen.

Um das Floß am nächsten Tag weiter fertig stellen zu können, baten sie die Hasenmama noch am gleichen Abend, ihnen doch aus nicht mehr zu gebrauchenden Decken ein großes Segel zusammen zu nähen. Sie versprach es ihren beiden Hasensöhnen, die sich dann langsam, müde und strapaziert von der harten Arbeit, aber glücklich in ihre kuscheligen Hasenbettchen zurückzogen. So verging für die beiden die lange Nacht, die sie doch mehr träumend von fernen Ländern verbrachten.

Am nächsten Morgen in aller Früh schauten die beiden noch ganz verschlafen aus ihren Hasenhöhlen. Die Sonne schien vom klaren Himmel und ihre Strahlen brachen sich im glitzernden Schnee, von dem in der Nacht noch mehr vom Himmel gefallen war. Zur Freude der beiden hatte die Hasenmama ihr Versprechen gehalten und aus vielen roten Decken ein großes Segel für das Floß zusammen genäht. Nachdem sie ausgiebig ihr Möhrenfrühstück genossen hatten, rollten sie das große Segel zusammen und verbanden es mit Schnüren, damit sie es besser zum Floß transportieren konnten.

Am Wattenmeer angekommen, stellten sie fest, dass Robbienchen noch gar nicht am Strand auf sie wartete. Ob Robbienchen wohl verschlafen hatte? Plötzlich tauchte sie aus den Wellen der Nordsee auf, fröhlich in die Flossen klatschend. Nein, sie hatte nicht verschlafen, Robbienchen war schon früh am Morgen zum Festland geschwommen und hatte Säge, Hammer und Nägel besorgt, denn sie mussten ja noch den Segelmasten aufstellen und die Hütte gegen schlechtes Wetter, das während der Reise auf sie zu kommen konnte, auf dem Floß zusammenbauen.

Auch alle anderen Tiere, sogar die Biber und die Pferde, hatten sich wieder bei unseren drei Freunden eingefunden, um ihnen bei der restlichen Arbeit, der Fertigstellung des Floßes, behilflich zu sein. So machten sie sich zunächst alle noch einmal auf den Weg in den Wald, um das nötige Holz für den Segelmast und die Hütte zusammen zu tragen. Beim Transport des Mastes hinunter zum Wattenmeer, wieder hatten die fleißigen Biber einen großen Baum gefällt, halfen die beiden starken Pferde, und so konnten Hipp und Hopp mit Hilfe von Robbienchen und den anderen Tieren den Mast aufstellen und mit vielen Nägeln in der Mitte des Floßes befestigen.

Schnell waren dann auch noch die Bretter für das Wetterhäuschen auf eine gemeinsame Länge gesägt, und so dauerte es dann auch nicht mehr lange, dass für Hipp, Hopp und Robbienchen ein gemütliches Heim auf dem Floß entstanden war. Jetzt fehlte nur noch der Vorrat an Möhren und Salat für die Häschen, Robbienchen konnte seine Leckereien, die sie zum Leben brauchte, unterwegs im Meer stets frisch fangen und genießen. So machten sich Hipp und Hopp noch einmal auf den Weg zur Hasenmama und Hasenpapa, die ihnen schon die Verpflegungskörbchen gepackt hatten. Der Abreise mit dem Floß stand nun nichts mehr im Weg. Ein paar mahnende Worte von der Hasenmama und dem Hasenpapa, keine Dummheiten zu machen und auf sich aufzupassen, mussten sich die beiden doch noch anhören, als sie sich dann endlich auf den Weg machten. Robbienchen war zwischenzeitlich auf die Sandbank zu ihren Freunden geschwommen und hatte sich fröhlich von ihnen verabschiedet.

Nun wurde es aber auch Zeit, in See zu stechen, die Flut war aufgelaufen, und das Meer konnte das Floß auf seinen Wellen tragen. Am Strand standen all die Tiere, die den drei Freunden beim Bauen so behilflich waren, und winkten und riefen ihnen zu, sie mögen heil und gesund bald zurückkehren. Hipp und Hopp zogen das von der Hasenmama genähte Segel am Mast in die Höhe, so dass der Wind bald kräftig hinein blasen konnte und das Floß schnell das offene Meer erreichte. Robbienchen war so fröhlich, sie schwamm ein kleines Stück neben dem Floß her, erst als die Wellen höher wurden, sprang auch sie hinauf und machte es sich mit Hipp und Hopp an Deck gemütlich. An vielen kleinen Inseln kamen die drei vorbei und große Schiffe, die ebenfalls in ferne Länder fuhren, kreuzten ihren Weg.

Als sie England passierten, ging die Sonne schon langsam Horizont unter, Dunkelheit bedeckte das Meer, und der Mond erschien am klaren Himmel. Die Sterne funkelten, als wollten sie den drei Freunden sagen, wir zeigen euch den Weg über die weite See und bringen euch sicher ans Ziel. So begaben sich die drei in ihre schützende Hütte und versuchten auf dem schaukelnden Floß ein wenig zu schlafen. Doch die Wellen wurden höher und höher und das stark schaukelnde Floß holte die drei aus dem tiefen Schlaf. Sie mussten wohl schon bei Frankreich im Atlantik sein, wo das Meer immer sehr rau und stürmisch ist. Um nichts vom Floß zu verlieren, nahmen sie alle restlichen Schnüre und banden alles, vor allen Dingen ihren Vorrat, am Segelmast fest. Dann legten sie sich wieder in ihre Bettchen und schliefen dann doch noch seelenruhig ein.

Am nächsten Morgen, als sie wach wurden, war die Sonne schon aufgegangen und strahlte von einem hellblauen Himmel. Die Luft war angenehm warm, von Schnee, Regen und Sturm war nichts mehr zu bemerken. Das Floß hatte sie über das Meer schon in eine warme Gegend getragen. Das Wasser war hier ganz blau und ganz klar, man meinte, auf den Meeresgrund schauen zu können. Hipp, Hopp und Robbienchen waren an der Küste Spaniens angekommen und Robbienchen ließ es sich nicht nehmen, ein ausgiebiges Bad in den warmen Meeresfluten zu nehmen. Tief tauchte sie in das Wasser hinab und als sie wieder an die Wasseroberfläche kam, hatte sie einen Fisch in ihrem kleinen Maul, den sie sich zum Frühstück gefangen hatte. Da mussten Hipp und Hopp schon mir ihren mitgenommenen Möhren und dem Salat vorlieb nehmen. Nach diesem Frühstück machten es sich die drei auf dem Floß ganz gemütlich, aalten und räkelten sich in der Sonne und ließen sich von dem lauen Lüftchen weiter in Richtung Süden treiben, ob sie es wohl bis nach Afrika schaffen würden?

An einem hohen, großen Felsen kamen sie vorbei, das musste Gibraltar gewesen sein, sie hatten mittlerweile das Mittelmeer erreicht. Grosse, weiße Schiffe, von denen ihnen lustige und frohe Menschen zuwinkten, kamen ihnen entgegen. Es waren große Kreuzfahrtschiffe, die regelmäßig die Urlauber in verschiedene Länder, die an den Küsten des Mittelmeeres liegen, bringen. So hofften auch Hipp, Hopp und Robbienchen, eines Tages an der Küste eines solchen Landes zu landen und die dort wohnenden Menschen kennen zu lernen.

Die Sonne brannte immer heißer vom Himmel, und ließ die drei ganz schön ins Schwitzen kommen. Robbienchen sprang ab und zu in das blau schimmernde Wasser, um sich abzukühlen, nur Hipp und Hopp konnten nicht mitten auf dem Meer schwimmen, das war für die beiden viel zu gefährlich. So suchten sie im Schatten ihrer einst als Wetterhütte gedachten Unterkunft auf dem Fluß nach Schatten und genossen die weitere Reise über das weite Meer.

Plötzlich sahen die drei, dass sie sich dem Festland näherten. Ein langer, weißer Strand mit hohen Palmen empfing sie schon von weit her. Als sie näher kamen, sahen sie Menschen, sie saßen vor ihren Häusern, die sie aus Bambus gebaut hatten. Und diese Menschen, sie sahen so ganz anders aus, als Hipp, Hopp und Robbienchen sie kannten. Sie hatten eine goldbraune Farbe und ganz lockige Haare. Aus großen, braunen Augen bestaunten die dort lebenden Kinder unsere drei Freunde, wie sie langsam mit ihrem Floß dem Strand entgegen segelten. Nach mehrtägiger langer Reise hatten sie endlich wieder feste Erde unter ihren Füßen, als sie langsam den warmen Sand am Strand betraten und neugierig auf die dort wartenden Kinder zugingen.

Ein kleines Mädchen, bekleidet mit einem kurzen Baströckchen, kam ihnen entgegen und fragte sie ganz neugierig, woher sie denn kämen. Hipp, Hopp und Robbienchen sagten ihr, dass sie aus Deutschland von der Nordsee kämen, aber dass es dort momentan sehr kalt sei und dort sehr viel Schnee liege. Deshalb seien sie aufgebrochen, um in einem warmen Land, zu überwintern. Sie fragten darauf das Mädchen, wie es denn heiße? Sie sei Monique, antwortete sie, und sie hätte auch einen kleinen Bruder, der heiße Marcel. Hipp, Hopp und Robbienchen wollten Marcel natürlich auch kennen lernen, und so gingen sie mit Monique in das von ihr bewohnte Dorf direkt am Strand. Viele kleine Bambushäuschen, die alle gleich aussahen, standen im Kreis und in der Mitte auf einem freien Platz hatten die Bewohner ein Feuer angezündet, mit dessen Hilfe Wasser zum Kochen gebracht wurde, um daraus dann Tee zuzubereiten.

Monique nahm Hipp, Hopp und Robbienchen an Pfötchen und Flosse und führte sie zu Ihrer Familie und zu ihrem Bruder Marcel in das kleine Bambushaus, das direkt unter einer großen Palme stand. Marcel schaute die drei aus großen braunen Augen an und wollte auch wissen, woher sie kamen und was sie in solch einem heißen Land wollten. Auch sie gaben Marcel bereitwillig Auskunft, dass es ihnen zu Hause in Deutschland an der Nordsee zu kalt geworden war und sie die warme Sonne lieben.

So wurden Hipp, Hopp und Robbienchen freundlich in der Familie von Monique und Marcel aufgenommen und man bot ihnen an, für die Tage oder Wochen ihres Aufenthaltes bei ihnen wohnen zu können. Man wollte ihnen die Umgebung und das Land zeigen, und auch die dort lebenden Tiere sollten sie kennen lernen. Doch zunächst bekamen die drei, die von der langen Fahrt doch hungrig geworden waren, genügend zu essen. Für Robbienchen hatte Marcel's Vater, der Fischer war und täglich mit einem sehr kleinen Boot aufs Meer hinaus fuhr, noch drei Fische in seiner Vorratskammer, und für Hipp und Hopp gab es weiße afrikanische Wurzeln, die süßlicher schmeckten als die, die sie bisher immer in Deutschland gemümmelt haben.

Hipp, Hopp und Robbienchen erzählten an diesem Tag noch viele von Deutschland, dem kalten Wetter und der Nordsee und Monique und Marcel vom heißen Afrika, seinen weißen Stränden, aber auch von dichten Wäldern mit seinen dort wild lebenden Tieren. Aber all das wollten Monique und Marcel den drei Freunden am nächsten Tag zeigen, denn der Tag ging langsam zur Neige und die untergehende Sonne versank langsam glutrot im Meer. In dem gemütlichen Bambushäuschen wurde für die drei eine gemütliche Schlafecke von Monique's und Marcel's Eltern hergerichtet, so das Hipp, Hopp und Robbienchen alsbald im tiefen Schlaf, beeindruckt von all dem Erlebten, einschliefen.

Am nächsten Morgen, es war noch ganz früh, wurden sie alle durch ein lautes Brüllen, das aus unmittelbarer Nähe kam, geweckt. Ängstlich frage Hipp den kleinen Marcel, der spitzbübisch lächelte, was das laute Brüllen zu bedeuten habe. Marcel meinte, das sei der Elefant Dolly, der seinem Onkel Tommy gehöre. Die beiden gingen immer gemeinsam in den tiefen Wald, um mit Dolly's ganzer Elefantenkraft gefällte Bäume an den Strand zu ziehen. Die Bäume werden dann von den im Dorf lebenden Männern mit scharfen Beilen und Äxten ausgehöhlt und zu kleinen Booten hergerichtet, die dann auch Einbäume genannt werden. Damit fahren dann die Fischer auf's weite Meer hinaus, legen ihre Netze aus und hoffen dann am nächsten Tag auf einen reichlichen Fischfang, den sie dann auf dem Markt verkaufen, um ihre Familien ernähren zu können.

Jetzt erzählten Hipp, Hopp und Robbienchen, dass sie es ebenso gemacht haben wie deren Onkel Tommy mit seinem Elefanten. Nur haben sie die Baumstämme mit Pferden aus dem Wald geholt und sich daraus ein Floß gebaut. Staunend hörten sich Monique und Marcel die Geschichte an und sie konnten es kaum glauben, dass man im fernen Deutschland an der Nordsee fast genauso Boote baut, wie bei ihnen in Afrika.

So wurden Monique, Marcel, Hipp, Hopp und Robbienchen ganz schnell dicke Freunde und so brachen sie eines Tages gemeinsam auf, um die nähere Umgebung, in der Monique und Marcel lebten, zu erkunden. Zunächst liefen sie über den feinen Sand, der sich warm und wohlig unter ihren Füßen anfühlte, den Strand entlang. Sie sprangen in das warme Meer und sahen dabei viele bunte Fische, die in großen Schwärmen ihre Bahnen zogen. Diese Farbenvielfalt ist ihnen von der jetzt kalten Nordsee doch nicht bekannt. Große Schildkröten liegen im seichten Wasser und lassen sich ihren Panzer von der Sonne bescheinen. Plötzlich hören sie ein Krächzen und schreien, und Monique deutet auf eine hohe Palme am Strand, in der sich mehrere bunte Papageien versammelt haben. Auch sie genießen die warme Sonne und lassen es sich in den Blättern der Palmen richtig gut gehen.

Plötzlich kommt Onkel Tommy mit seinem Elefanten Dolly aus dem Wald, wieder mit einem schweren Baumstamm, den er an Ketten befestigt hinter sich herzog. Als er den schweren Stamm am Strand abgelegt hatte, durften alle über den Rüssel hinauf auf Dolly's Rücken klettern, um auf seinem breiten Rücken den dunkelgrünen Wald zu erkunden. Auch Monique und Marcel kamen mit, um Hipp, Hopp und Robbienchen all die Tiere, die sich im Wald tummelten, zu erklären.

Es gab dort Bäume, die trugen goldgelbe Bananen in großen Stauden und Onkel Tommy, der ein scharfes Messer, eine Machete, bei sich trug, schlug eine kleine Staude von dem Baum ab, so dass alle von dem leckeren Obst probieren konnten. Robbienchen mochte sie nicht so gern, sie fraß doch lieber Fisch, doch für Hipp und Hopp war es eine willkommene Abwechslung im Geschmack, sie schmeckten noch besser als die afrikanischen Wurzel und noch viel besser als die Möhren in Deutschland an der Nordsee.

Plötzlich herrschte großes Geschrei in den Wipfeln der Bäume, Affen tummelten sich dort in großer Zahl. Sie fletschten ihre Zähne, sie schienen böse zu sein. Dabei hangelten sie sich von Ast zu Ast. Man musste es ihnen lassen, sie waren ausgezeichnete Turner, sie bewegten sich in der luftigen Höhe so sicher, wie die Häschen zu Hause in den Dünen. Aber warum war das Geschrei der Affen wohl so groß, wollte Hopp von Marcel wissen. Der meinte schau mal genau hin, dort oben auf dem obersten Ast sitzt ein Affenweibchen mit einem Baby im Arm und das will sie als Mama beschützen. Da meinte Robbienchen, dass das auch bei den Robben in der Nordsee so sei, auch dort werden die Mama's ganz böse und laut, wenn ein anderes Tier aus der Herde ihr zu nahe kommt. Und wieder haben sie festgestellt, dass es auch bei den Tieren, ob in Afrika oder in Deutschland an der Nordsee, so viele Gemeinsamkeiten gibt.

Nach einem langen Weg durch den dichten Wald kamen Hipp, Hopp und Robbienchen mit ihren neuen Freunden dann an einen riesigen Wasserfall, der sich aus vielen Metern Höhe in eine tiefe Schlucht stürzte und unten am Fuß des Berges einen großen See mit kristallklarem Wasser bildete. Hier machten sie erst einmal ausgiebig Rast von dem langen Marsch und Dolly, der in der großen Hitze großen Durst entwickelt hatte, streckte seinen langen grauen Rüssel in das klare, kalte Wasser. Durch seinen langen Rüssel zog er viele Liter Wasser aus dem See, um es anschließend in sein großes Maul zu spritzen. Ja so trinken Elefanten, machte Monique den drei Freunden aus Deutschland an der Nordsee klar. Als Dolly dann ihren Durst gelöscht hatte, streckte sie dennoch den Rüssel erneut ins kühle Nass, zog ihn nochmals voller Wasser, um es sich dann über den ganzen Körper zu spritzen. Jetzt wussten Hipp, Hopp und Robbienchen auch, dass Elefanten eine eigene Dusche haben, um sich so abzukühlen oder den Rücken vom lästigen Staub zu befreien. Als sich alle vom langen Anmarsch erholt hatten, mussten sie auch schon wieder langsam den Rückweg antreten, denn dieser schöne Tag mit seinen vielen Erlebnissen neigte sich langsam dem Ende zu. Die Stimmen der Vögel hoch oben in den Bäumen verstummten und auch die Affen wurden friedlich und ganz leise. Die Dunkelheit begann, sich in den Blättern der Bäume zu verbreiten, und das ganze Urwaldvolk bereitete sich auf die kommende Nacht vor, jeder suchte sich ein stilles Plätzchen, an dem er ungestört schlafen und ruhen konnte.

Auch Dolly trug gemächlich und sanft all unsere Freunde zurück in das kleine Dorf von Monique und Marcel am Strand. Die Eltern von den beiden standen schon vor ihrem kleinen Bambushaus und warteten schon sorgenvoll auf deren Rückkehr. Monique's und Marcel's Vater war soeben aus den Fischgründen zurückgekehrt und hatte frischen Fisch aus seinen am Vortag gestellten Netzten mitgebracht. Das freute natürlich Robbienchen außerordentlich, denn sie hatte im Wald von den süßen Bananen nicht essen mögen, und ihr Bauch knurrte entsprechend vor Hunger. Zehn große Fische wurden ihr köstlich auf einem Teller angerichtet, die sie auch schnell und schmatzend verschlang. Hipp und Hopp waren noch ziemlich satt von den Köstlichkeiten, die sie im Wald gegessen hatten und so begnügten sie sich mit einigen afrikanischen Salatblättern, die Monique's und Marcel's Mutter tagsüber im Wald gesammelt hatte.

Nach dem gemeinsamen Abendessen versammelten sich dann noch alle Einwohner aus dem Dorf von Monique und Marcel. Es war schon sehr dunkel und auch kalt geworden, aber die noch brennende Feuerstätte, die Hipp, Hopp und Robbienchen schon am Tag mit dem Wasserkessel gesehen hatte, verbreitete wohlige Wärme um die am Boden sitzenden Nachbarn von Monique und Marcel.. Und so stimmten alle Dorfbewohner, einige hatten Trommeln und andere Musikinstrumente dabei, ein besinnliches Lied zum Tagesausklang an. Danach hatten sie sich alle noch viel zu erzählen, wie sie ihren Tag verbracht haben und was der nächste Tag für alle wohl bringen wird. So ging der Abend schnell vorüber und als der hell leuchtende Mond am höchsten stand und neugierig durch die Palmenblätter schaute, zogen sich alle Dorfbewohner in ihre gemütlichen Bambushäuschen zurück, um ihre wohlverdiente Nachruhe zu genießen. Nur Hipp, Hopp und Robbienchen mussten Monique und Marcel noch vieles von Deutschland an der Nordsee erzählen. Und so berichteten sie von der Sandbank vor Juist, wo Robbienchen zu Hause ist, vom Minigolfplatz auf Norderney, als Hipp und Hopp den Golfball bis in das Meer geschlagen hatten, vom Trampolin und auch von der langen Reise zum Christkind vor Weihnachten erzählten sie den beiden, aber war die denn wahr oder nur ein Traum? Sie wussten es nicht mehr genau, sie sagten einfach zu Monique und Marcel, dass die beiden ja einmal nach Deutschland an die Nordsee kommen könnten, dann würden unsere drei Freunde auch ihnen das Land und die Leute vorstellen.

So verbrachten Hipp, Hopp und Robbienchen noch viele Tage bei ihren neuen Freunden Monique und Marcel in Afrika und lernten mit ihnen zusammen noch viele andere Menschen kennen, die in diesem Erdteil leben und wohnen. Doch eines Tages hörten sie ein lautes Brummen und Knattern am blauen Himmel. Ein kleines Wasserflugzeug mit gelben Streifen am Rumpf näherte sich dem Dorf von Monique und Marcel. Es drehte eine lange Schleife über das Meer und landete dann mit der Nase voran ganz sanft auf dem Wasser und erreichte schnell mit noch drehendem Propeller den feinen Sandstrand direkt vor dem Dorf. Es war das Postflugzeug, das einmal wöchentlich zu den Einwohnern kommt, und den Leuten Pakete und Briefe bringt mit Nachrichten von überall her.

Da kommt doch der Pilot des Flugzeuges auch zu Hipp, Hopp und Robbienchen und übergibt ihnen einen Briefumschlag. Wer weiß denn schon, dass die drei nach Afrika gesegelt sind? Es war ein Brief von der Hasenmama und dem Hasenpapa

vom fernen Norderney.
Sie schreiben, kommt schnell nach Hause,
der Winter ist längst vorbei.
der Schnee ist geschmolzen, es regnet nicht mehr,
dir Kurgäste kommen, ganz warm ist das Meer.

So kam es dann, dass sich Hipp, Hopp und Robbienchen von ihren mittlerweile lieb gewonnenen Freunden Monique und Marcels verabschieden mussten, um mit ihrem kleinen Floß die Rückreise nach Deutschland an der Nordsee anzutreten. Hoffentlich blasen die Winde in die nördliche Richtung, so dachten sie, damit sie wieder schnell über das Mittelmeer und den Atlantik die Nordsee und somit Norderney erreichen würden. Monique und Marcels waren zwar unendlich traurig, dass ihre neuen Freunde nach Hause segeln mussten, aber beide versprachen, Hipp, Hopp und Robbienchen in Deutschland an der Nordsee zu besuchen.

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