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Die abenteuerliche Reise der kleinen Elfe Rosana

© Nessi Dominkus


Das ist die Geschichte von Rosana, einer eigensinnigen kleinen Elfe. Weil ihre Lieblingsblumen Rosen sind, ist sie eine Blumenelfe. Rosana lebt in einem wunderschönen Tal, das weit hinter den dunklen Wäldern, den tiefen Seen, und den hohen Bergen, verborgen ist. Dieses Tal nennt sich Elftal. Hier ist alles von hellem, und warmem Licht umgeben. Die kleinen, schmucken Häuschen sind bunt angemalt, und es herrscht nur Freude und Fröhlichkeit unter den Bewohnern. In einem dieser bunten Häuschen wohnte Rosana. Weil sie aber noch ein kleines Elfenkind war, hatte sie auch noch keine Schule besucht. Bis dahin dauerte es auch noch eine ganze Weile. Elfen werden nämlich steinalt, und Rosana zählte erst ein paar Jahrzehnte. So kleinen Elfenkindern war es nicht gestattet, Elftal ohne Begleitung zu verlassen. Das passte Rosana überhaupt nicht. Ihr war langweilig, und dagegen musste sie etwas tun. In ihrem Eigensinn widersetzte sie sich dem Elfengesetz, und verließ still und heimlich das Elftal. Mutig und guter Dinge marschierte sie los.
Rosana konnte natürlich auch fliegen. Aber nicht etwa wie ein Vogel fliegt, nein es war eher ein schweben. Das war sehr praktisch. Denn wenn ihr vom vielen laufen die kleinen Füßchen weh taten, flog sie einfach ein Stück.
Es dauerte nicht lange, da kam sie an einem See vorbei. Rosana setzte sich ins weiche Gras, um ein wenig auszuruhen. Doch plötzlich wurde ihre Ruhe durch ein aufgeregtes Geschnatter gestört. Eine Entenmutter mit ihren fünf Kindern. Es sah so lustig aus, wie die Alte mit ihren kurzen, breiten Füßen, vor ihren tollpatschigen Jungen am Seeufer entlang watschelte.
Rosana musste plötzlich so laut loslachen, dass die Entenmutter mit ihren Jungen abrupt stehen blieb, und zu ihr herüber sah. Dann änderte sie die Richtung, plusterte sich großmächtig auf, und watschelte wütend schnatternd, schnurstracks auf das Elfenmädchen zu.
"Kannst du mir mal sagen, warum du über uns lachst? Wer bist du überhaupt, und wo kommst du her? Hat man dir nicht beigebracht, dass es unhöflich ist, sich über andere lustig zu machen?", schnatterte Frau Ente aufgebracht und wütend los. Rosana schaute betreten zu Boden." Nun", sagte die Ente zu Rosana. "Hat es dir die Sprache verschlagen, du unhöfliches Ding?" Die kleine Elfe hatte sich wieder gefasst und stotterte:
"Bitte entschuldige, es tut mir leid, aber ich habe dich nicht ausgelacht. Ich fand es nur so lustig, wie deine Kinder in einer Reihe hinter dir herliefen!" Die Entenmutter sah, dass Rosana es ehrlich meinte und zeigte sich versöhnlich:
"Nun gut, ich will dir glauben. Aber nun sag mir endlich wer du bist und was du hier machst." "Ich bin die kleine Elfe Rosana, und bin auf der Suche nach einem Abenteuer." "Aha", wunderte sich die Ente und wog ihren Kopf hin und her.
"Ich habe ja schon vieles gesehen, aber eine Gestalt mit so dünnen Ärmchen und langen Beinchen, so etwas ist mir noch nie begegnet. Und warum trägt sie anstelle eines Hutes eine Rosenblüte auf dem Kopf?" "Weil ich eben eine Elfe bin." Frau Ente wackelte mit dem Kopf und meinte nur:
"Hm, nun ja, wie dem auch sei, ich habe jetzt keine Zeit mehr für dich. Ich muss meinen Kleinen das Schwimmen lernen." Dann watschelte sie mit ihren Jungen wieder in Richtung See. "Puh", dachte Rosana, "das ist ja gerade noch mal gut gegangen." Sie setzte sich wieder in Gras, und sah den Enten zu. Plötzlich hatte sie eine Idee.
" Ich werde mir ein Floß bauen, und ans andere Ufer segeln." Sofort machte sie sich auf die Suche, und fand auch schnell was sie brauchte. Holz und Schilf. Davon hatte es hier jede Menge. Den ganzen langen Tag schuftete sie wie besessen. Und als es Abend wurde, hatte sie es endlich geschafft. Vor ihr lag ein stabiles und ansehnliches Floß. Ein großes Blatt diente als Segel. Erschöpft von der vielen Arbeit, legte sie sich ins nahe Gebüsch und schlief todmüde ein.
Am nächsten Morgen wurde sie von der Sonne wach geküsst. Es schien ein herrlicher Tag zu werden. Gerade richtig für eine Floßfahrt. Rosana brachte ihr Floß an das Seeufer und machte es sich darauf bequem. Mit einem langen Stock stieß sie sich vom Ufer ab und schon ging es los. Sie fuhr durch ein Meer von Seerosen, auf deren Blätter junge Frösche saßen und mit lautem Gequake den Weitsprung übten. Das war ein lustiges Treiben.
Die kleine Elfe fühlte sich pudelwohl. Sie lag auf dem Rücken und ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Mit geschlossenen Augen gab sie sich ganz ihren Träumen hin und genoss ihre Freiheit. Plötzlich spürte Rosana eine leichte Berührung an ihrer Seite. Sie öffnete die Augen und sah, dass sich eine Libelle neben ihr niedergelassen hatte. Die kleine Elfe drehte sich ganz vorsichtig um und sagte:
"Oh, ich habe Besuch bekommen. Wer bist denn du?" "Ich bin Bella. Und wie ist dein Name?", wollte sie neugierig wissen.
"Ich bin die Blumenelfe Rosana, und bevor du mich weiterfragst, ich will den See überqueren."
"Ach, du hast es gut. Du bist frei und ungebunden. Fast könnte ich dich beneiden", jammerte die Libelle.
"Aber wieso denn, bist du etwa nicht frei und ungebunden?", wollte Rosana wissen. Die Libelle antwortete:
"Doch, frei bin ich schon. Aber ich muss mich immer in der Nähe vom Wasser aufhalten. Das liegt in meiner Natur." "Wenn ich so darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass ich mich daheim in Elftal auch am wohlsten fühle. Aber das kann mich nicht davon abhalten, ein Abenteuer zu suchen." "Nun ja. Ich wünsche dir viel Glück auf deiner Reise. Es hat mich sehr gefreut, deine Bekanntschaft zu machen. Aber jetzt muss ich wieder zurückfliegen, um mir ein sicheres Plätzchen zu suchen" sagte Bella.
"Wie meinst du das?", wollte Rosana wissen.
Die Libelle streckte ihren Kopf in die Höhe und meinte:
"Meine Fühler sagen mir, dass es heute noch ein Unwetter gibt. Und auf meine Fühler kann ich mich verlassen. Also, sei vorsichtig!" Schwupp, und weg war sie. Rosana sah zum Himmel, und dachte: "Ich kann mir das nicht vorstellen. Die Sonne strahlt und der Himmel ist herrlich blau. Nur ein laues Lüftchen bewegt sich." Sie machte es sich auf ihrem Floß wieder gemütlich. Das Schilf und die Seerosen hatte sie schon lange hinter sich gelassen. Rosana befand sich mitten auf dem See, als sie bemerkte, dass das Wasser immer unruhiger wurde. Am Horizont zogen plötzlich dunkle Wolken auf und die Sonne hatte sich versteckt. Ein starker Wind kam auf.
Die kleine Elfe blickte sich ängstlich um, und sagte zu sich selbst: "Ich glaube, Bella hatte recht, mit ihrer Vorhersage." Sie kauerte sich in die Mitte, und hielt sich an der Segelstange fest. Das Wetter meinte es wirklich nicht sehr gut mit Rosana.
Der Himmel hatte sich verdunkelt, die Wolken öffneten ihre Schleusen und ein Sturm kam auf. Plötzlich zuckten von allen Seiten grelle Blitze herab. Das Blatt, das als Segel diente, war schon an vielen Stellen eingerissen. Es würde nicht mehr lange halten. Und als ob das nicht schon genug wäre, sah Rosana wie sich die Floßstange selbständig machte.
Sie sprang auf, und wollte nach der Stange greifen. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und stürzte kopfüber ins Wasser. Rosana schrie auf.
Sie fing bitterlich an zu weinen. Um sie herum tobte das Unwetter. In diesem Augenblick wünschte sie sich zurück nach Elftal wo sie sicher und behütet war. Plötzlich hörte sie in dem lauten Getöse eine Stimme.
"Rosana Rosana, halte dich an meinem Zauberstab fest. Hab keine Angst." Die kleine Elfe sah nach oben, und konnte es kaum glauben. Über ihr schwebte Jolanda. Sie war eine von den Elfen, die die Aufsicht über die Elfenkinder hatte. Und siehe da,- es funktionierte.
Der Stab hatte die Macht, das Wasser rund um das Floß zu bändigen. So entstand eine ruhige Zone, und Rosana konnte sich auf das Floß ziehen.
"Danke, Jolanda. Du hast mir das Leben gerettet. Das war eine gute Idee, den Zauberstab ins Wasser zu tauchen. Ich hätte nicht gedacht, dass er so eine Kraft hat", keuchte sie.
Jolanda sah sie mit strengem Blick an. "Du weißt noch vieles nicht kleine Rosana." Dann hob sie den Zeigefinger und sagte: "Das war sehr ungehorsam. Es hätte schlimm enden können. Aber nun weißt du, warum ihr kleinen Elfen unser Tal, ohne Aufsicht nicht verlassen dürft." "Aber, wie hast du mich so schnell gefunden, wollte Rosana wissen.
" Ich spürte deine große Angst. Sie führte mich zu dir." So schnell wie das Unwetter losbrach, so schnell ebbte es auch wieder ab, und der See war wieder ruhig und friedlich. Durch das wilde auf und ab, war das Floß dem Ufer ein großes Stück näher gekommen.
Es dauerte nun nicht mehr lange, bis sie auf Sand aufliefen. Erschöpft ließ sich Rosana ins Gras fallen. Jetzt musste sie sich erst einmal erholen. Aber Jolanda drängte zum Aufbruch.
Als sie schon fast zuhause in ihrem Tal waren, fragte Jolanda: "Nun Rosana, hast du aus deinem Abenteuer etwas gelernt?"
"O ja", meinte die kleine Elfe. "Ich weiß nun, dass Verbote einen Sinn haben, und es besser ist, wenn man sich daran hält."



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