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Die grüne Sieben

© Jürgen Kienzle


Fred baumelte total entspannt an seinem Haken mit der Nummer drei. Er hatte sozusagen gerade Urlaub, denn sein Zimmer wurde schon seit über einem Monat renoviert. Fred meinte zwar er vermisse die ganzen Süßigkeiten, aber so recht glaubte ihm das niemand. Ich hing jetzt schon seit fast drei Jahren neben Fred und hatte noch nie Urlaub. Im Gegenteil. Die letzten Tage waren der pure Horror, und mir war immer noch tierisch schlecht. In Nummer zwei waren die letzte Zeit nur Tagesgäste. Mein Bauch drehte sich gerade wieder um, als eine der netten Damen zu uns hinter die Rezeption kam. Sie blätterte im Gästebuch und schnappte sich Hermann, öffnete die Schublade und legte ihn in die linke Ecke. Hermann müsst ihr wissen ist die Nummer sieben und wir werden immer in diese Ecke gelegt, denn der Rest der Schublade ist voll mit Schokolade, Keksen und Gummibären. Ich konnte zwar nur einen kurzen Blick auf die Kekse werfen aber das reichte schon um meine schöne silberne Plakette mit der Nummer zwei hellgrün anlaufen zu lassen. Mir war schlecht. Hermann hatte sich wahrscheinlich schon über die Schokolade hergemacht und würde so gegen Mittag noch die letzten Gummibären vernaschen. Denn Gummibären zum Schluss helfen am besten. Ich hing noch eine Weile so rum und muss wohl etwas eingedöst sein, als ich von einer schrillen Stimme vor der Rezeption unsanft geweckt wurde. Eine etwas ältere Dame mit gelbem Hut und schon etwas erregt wollte ihren Schlüssel haben. "Warum kann ich meinem Schlüssel nicht schon jetzt haben? Ich bin müde und würde mich gerne frisch machen". "Die Schlüsselübergabe ist aber erst um 13:00 Uhr und jetzt ist es erst halb Eins. Die Zimmer sind noch nicht so weit", versuchte die nette Dame des Hotels die gelbe Dame zu beruhigen. Das wahr natürlich gelogen denn in einem guten Hotel sind die Zimmer immer so weit. In Wirklichkeit war Hermann noch nicht bereit. "Das kann ja wohl nicht sein, dass es jetzt auf eine halbe Stunde ankommt. Ich möchte jetzt sofort auf mein Zimmer oder ich suche mir ein anderes Hotel", schimpfte die jetzt schon fast rote Dame. Die nette Dame vom Hotel zögerte noch etwas öffnete dann aber doch die Schublade und griff automatisch in die linke Ecke. Hermann war aber noch bis zum Bart in den Gummibärchen vergraben. Die Rezeptionsdame stutze kurz und als ihr dann einfiel, dass es ja noch nicht 13:00 Uhr war, suchte sie die Sieben weiter rechts, zog Hermann aus der Tüte und überreicht ihn noch etwas unsicher an die immer noch rote Dame. Angeekelt gab sie Hermann wieder zurück. "Iiih was klebt denn da an der Plakette". Das Gummibärchen war auf der sich schon gefährlich grün-gelb verfärbten Plakette erst gar nicht zu sehen. Die nette Dame vom Hotel schaute nicht sonderlich erstaunt, entfernte das klebrige grüne Bärchen und gab Hermann an die rote Dame zurück. "Ich habe ihnen ja gleich gesagt er ist, äh ich meine das Zimmer ist noch nicht so weit." Die rote Dame schaute etwas verdutzt und rauschte mit Hermann davon. Vor ihrem Zimmer angekommen kramte sie Hermann aus der Tasche, dem war, wie er mir später erzählte durch die Schaukelei in der stickigen Handtasche jetzt so richtig übel, als er in das Schloss geschoben wurde. Hermann würgte, in diesem Zustand konnte er unmöglich saubere Arbeit leisten. Die dicken Finger der gelben Dame, die wahrscheinlich gleich wieder rot würde, drückten und zerrten an ihm. Hermann wurde kreidebleich und auf seiner hellgrünen Plakette bildete sich kalter Schweiß. Die schon wieder puterrote Dame stampfte zurück zur Rezeption, wo sie schon von der freundlichen Dame erwartet wurde. "Der passt nicht", schimpfte sie aufgeregt und reichte ihr Hermann. "Kein Wunder, so wie der aussieht", beruhigte sie die aufgebrachte rote Dame, die wieder ganz verdutzt guckte. Die Dame von der Rezeption drückte ganz sachte auf die schwarze Sieben, auf der immer noch, mittlerweile giftgrünen Plakette und Hermann übergab sich ordnungsgemäß in eine kleine Schale. "So jetzt passt er wieder", sagte sie zu der roten Dame und reichte ihr Hermann. "Ich sagte ihnen ja gleich die Schlüsselübergabe ist um 13:00 Uhr". Natürlich hatte die rote Dame, die jetzt eher die total verwirrte Dame war, von all dem nichts mitbekommen denn dieses Geheimnis sollte sowieso unter uns bleiben.


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Eingereicht am 19. Februar 2007.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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