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Dieser Nikotin

© Ben Peter


Hallo Heinz, wohin des Weges?
Ach Oscar.
Ist Dir eine Laus über die Leber gelaufen? Ich habe Dich schon seit Wochen nicht mehr gesehen.
Das düste Wetter macht mich ganz wuschlig.
So ist eben der Herbst Heinz. Denk nur an die goldenen Blätter. Man sagt nicht zu Unrecht "Der goldene Herbst".
Golden? Die verfaulten Blätter. Fallen nur so ab von den Bäumen. Das ganze Laub. Der Wind trägt es fort.
Sei doch nicht so antiromantisch!
Da kommt bei mir keine Romantik auf.
Nun sag schon Heinz. Da verkriechst Du dich für Wochen in Deinem Schneckenhaus und wenn Du dich daraus hervorwagst dann bist Du mit der Mutter Erde spinnefeind.
Die Mutter Erde. Wenn ich keine anderen Probleme hätte.
Aber Heinz, warum nuschelst Du so in deinen Bart hinein. Sprich doch frei von der Seele was dich belastet.
Du hast gut reden. Immer wenn man Dich trifft, trägst Du ein Lächeln auf Deinen Lippen. Die Echtheit Deiner Heiterkeit kann ich nicht nachprüfen. Ist mir auch ganz egal.
Mein Lächeln ist immer ehrlich Heinz. Du weist doch, Ehrlichkeit währt am längsten.
Schon gut Oscar. Ich kann Deine Sprüche einfach nicht ab, schon gar nicht Heute.
Als Du noch erwerbsfähig warst, da hast Du auch nicht wegen einer kleinen Maus Deine Mine verzogen.
Erwerbsfähig. Wenn ich das schon höre. Erwerbsfähig wäre ich schon, aber meinen Ruhestand habe ich mir trotzdem verdient, oder soll ich raus aus dem Beruf und rein in den Sarg. Sag mir das!
Nicht gleich cholerisch Heinz. Ich bin doch auch erwerbsunfähig und trotzdem fühle ich mich in meiner Haut pudelwohl.
Du hast ja alles was man sich erträumen kann.
Du wohl nicht?
Ich wohne alleine. Tagaus tagein, keiner der mir Kaffee serviert. Guten Morgen sagt...
Kaffee trinke ich schon aus Prinzip nicht Heinz. Du weist doch der ganze Nikotin.
Du meinst Koffein.
Richtig Heinz. Diese ganzen Fremdwörter. Schleichen sich ein in unser Vokabular und machen sich darin breit.
Nikotin ist doch in den Zigaretten.
Ach Du Schande Heinz. Rauchst Du wieder. Das Zeig ist doch giftig. Wenn ich das Wort schon höre, das ich nicht aussprechen mag. Nikotin. Das ist doch alles Müll.
Müll nicht, damit macht die Tabakindustrie Kohle, Kohle und noch mal Kohle.
Müll nicht in dem Sinne wie das Wort Müll üblicherweise gebraucht wird.
Ich denke das Wort Müll ist auch nicht besser als das Fremdwort Nikotin.
Schmutzig, schmutzig und nochmals schmutzig.
Auch wenn Du eine Abneigung gegen Müll hast, er wird einfach täglich produziert. Dagegen kann man nichts machen. Aber warum ist Deine gute Stimmen denn so schnell verraucht?
Dieses Zeug. Wenn ich es nur über die Lippen bekomme. Wenn ich mir vorstelle ich müßte es essen.
Müll?
Nein. Diesen Nikotin. Abscheulich.
Ich weis noch als ich regelmäßiger Raucher war, da bist Du mir immer aus dem Weg gegangen. Jetzt weis ich auch, dass ich Dir mit meiner Qualmerei nur die Laune verdorben hätte.
Nicht nur verdorben. Mit Deinem blöden Nikotin, da hättest Du mir den ganzen Tag versaut.
Es ist ja nicht nur Nikotin. In diesen sogenannten Zigaretten da ist auch noch jede Menge anderer Giftstoffe.
Andere Gifte. Welche denn noch?
Na zum Beispiel Teer.
Teer? Wie schrecklich. Das ist ja jetzt aber wirklich Müll. Hier schau zu Boden. Worauf stehen wir denn jetzt gerade. Und Du musst Dir diesen Müll inhalieren?
Warum ich?
Du bist doch Raucher.
War Raucher. Ist vorbei.
Vorhin meintest Du, Du hast wieder damit angefangen.
Ach wo. Überlegt habe ich es mir schon. Ich meine, dass ist keine rationale Entscheidung. Man sagt nicht bewusst ja zur Zigarette.
Du meinst zu diesem Teer?
Zu dem auch nicht. Ich meine es kommt von innen. Es fragt ganz zaghaft.
Was fragt es denn? Kann der Teer schon sprechen?
Nein der Teer nicht. Es ist eher der Nikotin. "Heinz" sagt er "versuche mich. Du brauchst mich doch. Du wirst es nicht bereuen".
Solch eine Frechheit. Dem sollte das Maul verboten werden.
Er spricht ja nicht mit dem Mund.
Womit denn dann?
Der Teer oder auch der Nikotin.
All dieser Müll eben.
So ist es. Diese Sachen leben doch nicht. Sie existieren nur physisch aber nicht menschlich.
Wie können sie dann sprechen?
Sie sprechen nicht. Sie regen einen innerlich an. Sie verführen.
Verführen? Meinst Du sexuell?
Nicht sexuell. Aber die Lust die dabei entsteht ist ähnlich.
Lust?
Dieses Nikotin, Du weist schon ist ein Teufelszeug. Es gibt vor zu geben und nimmt dann doch nur.
Teufelszeug, jetzt sagst Du es selbst. Warum musst Du diesen Müll nur zu Dir führen?
Mach ich nicht mehr Oscar. Vielleicht sollten wir eine Tasse Kaffee trinken gehen, damit Deine gute Stimmung zurückkehrt?
Kaffee. Ist darin auch Nikotin?
Habe ich Dir doch vorhin schon versucht zu erklären. Im Kaffee ist Koffein.
Nichts da Heinz. Dieses Dreckszeug kannst Du selbst trinken.
Eine Tasse schadet Dir doch nicht.
Jede einzelne Tasse ist des Menschen zu viel. Müll. Soll ich ihn mir die Kehle hinuntergießen?
Du kannst auch Tee trinken.
Fein. Tee ist fein.
Die Mine von Oscar hellt sich auf. Beide lachen und suchen eine nettes Cafe auf.
Wie spät ist es denn Heinz?
Ist schon half zehn.
Wie viele Jugendlich hier sind. Müssen die nicht zur Arbeit.
Wahrscheinlich Studenten.
Sehen aber sehr jung aus.
Im Vergleich zu uns sind sie ja auch jung. Wir waren auch einmal wie sie.
Nein nicht wie sie. Sieh nur. Überall diese Aschenbecher und da, dort. Der zündet sich schon eine Zigarette an. Auch seine Freundin.
Woher willst Du wissen, das es seine Freundin ist.
Na sie doch selbst.
Na und Oscar. Kann doch auch eine Freundin sein.
Sag ich doch.
Ich meine eine normale Freundin. Vielleicht eine Mitkommilitonin.
Was ist das schon wieder. Diese Fremdwörterflut. Die erschlägt mich noch.
Laß sie doch einfach rauchen. Du musst ja nicht mitmachen.
Das wäre ja noch schöner.
Eine Kellnerin kommt zum Tisch der beiden Rentner.
"Was wünschen die Herren"?
Wir haben keine Wünsche gnädige Frau!
Sie meint was wir bestellen wollen Oscar.
Och so.
Ich nehme eine Tasse Kaffee.
Heinz, da ist doch Koffein drin. Tu uns das nicht an.
Du kannst doch Tee trinken Oscar. Laß mir meinen Kaffee.
Ja, ja. Tee wollte ich. Gnädige Frau Tee bitte. Und tun Sie in den Kaffe von Heinz nur die halbe Menge Koffein wenn es geht.
"Ich werde sehen was sich machen läßt. Sonst noch ein Wunsch"
Den Aschenbecher können sie wegräumen. Wir rauchen nicht. Heinz hat es endliche eingesehen. Dieser Nikotin bekam ihm nicht.
Der Aschenbecher kann doch stehen bleiben. Er stört uns doch nicht.
Nicht das er dann aber zu sprechen beginnt.
Was soll er den sagen?
Na zum Beispiel. "Heinz. Siehst Du mich. Warum benutzt Du mich nicht. Traust Du dich nicht. Sei doch nicht so feige."
Alles überwunden Oskar. Fräulein das wäre dann alles.
"Soll ich den Aschenbecher nun mitnehmen?"
Sie können ihn auch dalassen. Wenn er aber zu sprechen beginnt, dann Gnade ihm Gott.
Die Kellnerin schmunzelt und dreht ab.
Warum musst Du dich denn wie ein Kind benehmen Oscar?
Du hast mich in dieses Lokal geschleppt.
Aber nicht damit Du dich über so einen popeligen Aschenbecher monierst.
Sei's drum Heinz. Hoffentlich ist mein Tee auch warm. Kalt schmeckt er mir nicht. Ach weißt Du was. Dann lasse ich ihn wieder zurückgehen.
Das machst Du Oscar.
Wäre ja zu schön. Läßt Du Deinen Kaffee auch zurückgehen?
Warum.
Na, wenn er kalt ist.
Sicher Oscar. Aber warum soll er kalt sein?
Falls Sie ihn nicht aufgewärmt haben.
Aufwärmen? Der wird doch frisch gekocht.
Na um so besser. Dann müßten sich aber nicht so viel Teer und vor allem Nikotin dranschüttten.
Machen sie nicht Oscar. Da ist nur Koffein dran.
Ist doch das gleiche. Müssen doch nicht alles dranrühren.
Schon gut Oscar.
Mittlerweile ist doch der Alkohol zur Volksdroge avanciert?
Wie bitte?
Na der Alkohol eben. Bier, Schnaps...
Jetzt verwendest Du auf einmal auch Fremdwörter.
Warum ich.
Na Alkohol eben.
Dafür gibt es doch kein deutsches Wort. Ist den Alkohol nicht deutsch.
Dachte immer.
Sieht so aus, als wenn Du gerne ein Gläschen trinken würdest?
Nein, Heinz. Früher vielleicht ja. Aber dieser Müll. Wer weis ob nicht da auch Teer drin ist.
Bestimmt nicht. Hat dich der Alkohol einmal in Deinem Leben in Versuchung geführt.
Mich. Warum mich. Ich dachte nur. Sie die Leute hier alle. Jeder trinkt Bier oder andere hochprozentige Ware.
Somit hast Du recht Oscar. Alkohol ist eine Volksdroge aber nicht seit Heute, schon seit eh und je.
Haben wir da was verpasst?
Nicht doch. Wir hatten doch auch Alkohol getrunken.
Ich nicht. Und wenn ja dann nur Abends.
Siehst Du. Auch Du hast dem Alkohol zugesprochen. Hat auch er zu dir gesprochen?
Gesprochen? Gesprochen hat er nie. Schmeckt doch nicht das Zeug. Elendiger Mist.
Schon gut. Lass aber die Jugend selbst entscheiden.
Lass ich. Lass ich doch. Nur ekelig, dass auch Du dieses Zeug brauchst.
Ist doch nur eine Tasse. Da kommt sie schon.
Die Kellnerin serviert Kaffee und Tee.
"Bitte schön die Herren."
Hat der Heiz jetzt einen Kaffee ohne Nikotin?
"Wie bitte? Wollen sie was rauchen?"
Das wäre ja noch schöner, wenn sie meinen Freund auch noch zum rauchen animieren würden. Der ganze Teer. Bedenken Sie doch Freilein. Das können Sie uns nicht antun.
Schon gut Oscar. der Kaffee schmeckt wunderbar und warm ist er auch noch.
Wenigstens das. Mein Tee ist auch warm. Gut gemacht Freilein.
"Danke die Herren!"
Sie wendet sich genervt und mit einem Kopfschütteln ab.
Du vergraulst ja alle Leute.
Dann sollen sie eben zu Hause bleiben.
Du meinst die Jugendlichen?
Auch die. Sollen sie doch verrecken mit ihrem Nikotin, Koffein und was es noch so alles gibt.


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Eingereicht am 23. Oktober 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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